Am 24. April 2018 wählte der Vortsand der Hochschulstiftung Folkwang Herrn Dipl.-Ing., Dipl.-Math. Friedrich Wolf zum nachfolger des Stifters. Folkwang Pressesprecherin Maiken-Ilke Groß führte anlässlich seiner Wahl das nachfolgende Interview.
Herr Wolf, Sie sind studierter Mathematiker, Wirtschaftswissenschaftler und Elektroingenieur. Welche Rolle spielen für Sie die Künste und warum engagieren Sie sich in besonderer Weise für die Folkwang Universität der Künste?
Was macht den Glanz, die Anziehungskraft, die Kreativität und Innovationskraft einer Stadt, einer Region, eines Landes aus? Auf allen Kontinenten und zu allen Zeiten war den Menschen die Bedeutung der Kunst in allen ihren Formen für die Lebenskraft des Gemeinwesens bewusst. Essen steht bei vielen im Ruf der Stadt der trocken-nüchternen Rohstoffindustrie. Dabei weist die Stadt kulturelle Juwelen ersten Ranges auf – und diese sind für die Zukunft Essens lebenswichtig. Die Folkwang Universität der Künste ist eine dieser Institutionen von nationaler und internationaler Ausstrahlung. Und: ich bewundere das ungeheure Engagement, die Leidenschaft und die unzeitgemäße Risikobereitschaft der jungen Menschen, die sich der harten Probe eines Studiums an Folkwang stellen. Wer das macht, verdient die größtmögliche Unterstützung.
Übrigens: die Künste sind immer schon international gewesen, auch global. Auch an der Folkwang Universität der Künste begegnen sich ungezählte Nationalitäten. Menschen aller Herkünfte finden in denselben Künsten Heimat. Man findet keine Orte intensiverer internationaler Zusammenarbeit als in den Orchestern oder auf den Tanzbühnen.
Sie sind der Nachfolger des Anfang 2018 verstorbenen Stifters Prof. Dr. Heinz Barentzen. Er hatte die Hochschulstiftung Folkwang 2009 als selbstständige Stiftung bürgerlichen Rechts errichtet - damals mit folgendem Ziel: „Schwerpunkt unserer Maßnahmen soll die möglichst ungehinderte künstlerische Entfaltung möglichst vieler Folkwang Studierenden sein.“ Wie setzen Sie das Werk von Prof. Barentzen fort?
Prof. Heinz Barentzen - übrigens ein Naturwissenschaftler - hat die Stiftung gegründet und mit durchaus beachtlichen Mitteln ausgestattet. Zunächst einmal wollen diese sorgfältig erfasst und klug verwaltet sein. Das ist schon eine anspruchsvolle Aufgabe. Sie sollen auch bestmöglich verwendet sein, und bei naturgemäß begrenzten Mitteln wird der Stiftungsvorstand auch hier sehr viele Ideen und Gedanken einbringen müssen. Das Stiftungskapital soll, wenn es denn möglich ist, auch in schwierigen Zeiten erhalten werden oder sogar wachsen - heute stellt dies alle Stiftungen in Kunst und Wissenschaft vor ernste Herausforderungen.
Wichtig ist schließlich auch, dass die Stiftung sich mit den Essener Bürgern verbindet und für ihre Ziele und die Folkwang Universität der Künste wirbt. Auf diesem Feld ist schon viel geleistet worden und gute Ideen sind schon eingebracht – damit werden wir hoffentlich erfolgreich sein.
Ein erster Schwerpunkt der Hochschulstiftung Folkwang ist der Auf- und Ausbau eines Instrumentenfonds. Gerade werden die ersten Instrumente geliefert und bald geeigneten Studierenden übergeben. Warum ist diese Maßnahme wichtig aus Ihrer Sicht?
Der Instrumentenfonds ist eine fast schon geniale Idee für unsere Stiftung. Diese Idee verbindet die Aufgabe der Förderung der Studierenden und der Kultur mit dem Wunsch der Stiftung, ihr Kapital zu erhalten. Kunst bedeutet immer unbedingtes Streben nach Perfektion - deswegen muss ein erstklassiger Musiker ein erstklassiges Instrument spielen. Erstklassige Instrumente, in den Händen erstklassiger Musiker, verlieren ihren Wert nicht, im Gegenteil.
Instrumentenbau ist übrigens auch in den höchsten Ansprüchen kein musealer Bereich. Auch heute gibt es Geigenbauer, deren Werke mit denen der Meister aus Cremona gleichwertig sind.
Sie sind Nachfolger des Stifters auf Lebenszeit. Wie fühlt sich das an?
Irgendwie gewaltig. Ich habe großen Respekt vor der Lebensleistung und dem Stiftungsakt von Prof. Barentzen, der tatsächlich auf Lebenszeit dem Stiftungsvorstand angehört hat. Meine Amtszeit endet satzungsgemäß mit dem Vollenden des 80. Lebensjahres. Das ist imposant genug, und ich muss alles tun, dieser Ehre und dem daraus erwachsenden Anspruch gerecht zu werden. Vermutlich wacht der Stifter hoch oben mit strengem Blick über unsere Arbeit!
Ein Wort an die Bürgerinnen und Bürger: Was sagt die Hochschulstiftung Folkwang den Bürgern? Wie und in welchem Umfang kann man hier als Förderer/in mitwirken?
Die Folkwang Universität der Künste und ihre Studierenden sind ein wesentlicher, nicht hinwegzudenkender Bestandteil des Kulturlebens unserer Stadt, und die Hochschulstiftung ist ein wichtiges Förderinstrument. Kunst braucht immer ein Publikum, und Förderinstrumente brauchen immer Förderer. Jedermann kann in beidem mitwirken. Vielleicht wird es einmal ein Musikinstrument geben, das meinen Namen trägt?
Die Öffnung zur Bürgergemeinschaft gehört sicher weiterhin zu unseren wichtigen Zielen.
Was erhoffen Sie sich als neues Mitglied des Vorstands der Hochschulstiftung für Ihre Arbeit in den nächsten fünf bis zehn Jahren?
Das wäre etwa zur Hälfte meiner Amtszeit! Vielleicht ist bis dahin das, was man heute „Erlebniskapital“ nennt, also die Erfolge der Fördertätigkeit, in erfreulicher Weise angesammelt, und vielleicht ist unser Stiftungskapital bis dahin auch noch gewachsen oder wenigstens noch da. Und ich hoffe, dass die Stiftung bei den Angehörigen der Folkwang Universität der Künste, also bei den Lehrenden, den Mitarbeitern und bei den Studierenden, ebenso aber bei der Essener Öffentlichkeit fest etabliert und als verlässlicher Partner angesehen ist.
Interview vom 29. Mai 2018
Folkwang Pressesprecherin Maiken-I. Groß / 23. Juli 2018