Geschichte der „Schule für Gestaltung“

1845
Im "Ersten Verwaltungsbericht" der Stadt Essen wird der "Verein für Bürgerwohl" als Gründer einer "Einrichtung zur Fortbildung der schulentlassenenen, gewerblichen Jugend" genannt. Geringes Interesse der Bürgerschaft führten zur Schließung 1856.

1861
Ein zweiter Versuch 1860 war erfolgreicher. Die Stadt Essen übernahm diese Schule am 19. Oktober 1861 als städtische Einrichtung

1897
Genehmigung der Regierung zur Errichtung einer Handwerker- und
Kunstgewerbeschule. Die Genehmigung wurde vom zuständigen Minister wieder zurückgezogen. Nach Protesten des OB und der Stadtverordneten wurde die Gewerbeschule doch noch bewilligt.

01.04.1901

Eröffnung der Staatlich-städtischen Gewerbeschule

  • Bereiche: Maschinenbau / Bauhandwerk / Dekorationsmalerei
  • Schülerzahl: 415
  • Starke Förderung durch die Firma Krupp
  • Die Schülerzahl steigt weiter.

1904
Beschluß der Stadtverordneten, die Gewerbeschule zu einer Baugewerkschule und einer Maschinenbauschule auszubauen. Die Regierung lehnt diesen Antrag ab.
Nach vier Jahren Auseinandersetzungen mit der Regierung wird die staatliche Genehmigung zur Einrichtung erteilt.

1908
Eröffnung der Maschinenbauschule und der Baugewerkschule. Die restliche Gewerbeschule wurde durch weitere Fachklassen für Modelleure, Stukkateure, Ziseleure und Grafiker ergänzt und mit der vorhandenen Malereiabteilung in eine Städtische Handwerker- und Kunstgewerbeschule umgewandelt. (1. Oktober 1908)

Das Ministerium verweigerte wieder die Zustimmung für diese Schule. Namensverbot durch das Minsterium in Berlin; ein Kunstunterricht in Essen wird untersagt.

1909-1911
Erbittertes Ringen mit den Verantwortlichen in Berlin und Düsseldorf

11.07.1911
Staatliche Genehmigung vom Minister in Berlin zur Einrichtung einer Essener Handwerker- und Kunstgewerbeschule
Direktor wird Reg.-Baumeister Prof. Dr. Alfred Fischer
(*29.08.1881 in Stuttgart / † 10.04.1950 in Murnau)

Von 1911 bis 1933

leitete er die EHKGS und lehrte dort auch. Der Minister in Berlin beauftragte den Geh. Oberregierungsrat Dönhoff und den Geh. Regierungsrat Dr. Muthesius vom Landesgewerbeamt in Berlin die Neuorganisation der Essener Schule in die Wege zu leiten. Sie sind mit Fischer die Mitbegründer der späteren Folkwangschulen.

Vorschläge von Muthesius für die Werkgruppen: Malerei, Metall, Innenkunst, Schrift - Graphik - Druck, Ornamentale Plastik, Entwurf und dazu Konstruktionszeichnung

Hochkarätiges neues Lehrer-Kollegium:

  • Prof. Dr.-Ing. e.h. Alfred Fischer – Architekt – Direktor
  • Kurt Wase – Architekt - Fachklasse für Bau- und Wohnungsgestaltung
  • Prof. Josef Enseling - Bildhauerklasse (> mehr Informationen)
  • Josef Merten - Fachklasse für Metallverarbeitung
  • Prof. Karl Kriete - Abteilung für dekorative Malerei
  • Prof. Wilhelm Poetter - Abteilung für Schrift und Plakat
  • Prof. Karl Rössing - Fachklasse für Buchkunst
  • Dr. Max Peiffer-Watenphul (3 Jahre am Bauhaus in Weimar)  - Vorklasse
  • Max Burchartz (aus dem Umfeld von Bauhaus-Künstlern) - Fachklasse für Werbegrafik und Fotografie
  • Prof. Josef Urbach -Naturstudien
  • Grete Willers (Bauhaus-Schülerin) - Abteilung für Stickerei und Weberei

1921
Gründung: "Verein der Freunde der Handwerker und Kunstgewerbeschule in Essen"

Okt. 1922
Ankauf des Hagener Folkwangmuseums durch die Stadt Essen (Initiert durch OB Luther und Museumsleiter Ernst Gosebruch)

1925/1926
Neuordnung für die Schule im Rathaus Rüttenscheid:
Seminarartiger Übungs- und Werkstatt-Unterricht
Fischer lehnte stets ein trockenes Akademiesystem ab

1927
Folkwangschule
Handwerker- und Kunstgewerbeschule
"Schule für Gestaltung"

Vorschlag der beiden Direktoren, beide Schulen unter der Bezeichnung Folkwangschulen zusammenzufassen. Der Handwerker- und Kunstgewerbeschule sollte die Unterbezeichnung "Schule für Gestaltung", der neuen Fachschule die Unterbezeichnung "Schule für Ausdruckskunst" gegeben werden.
In dem Namen Folkwang, der durch die Bezeichnung des Kunstmuseums in weiten Kreisen bereits Eingang gefunden habe und dem programmatische Bedeutung zukomme, liege nach Auffassung der beiden Schulleiter eine gewaltige werbende Kraft.  

Die Stadtverordnetetenversammlung stimmte diesem Vorschlag am 04.06.1927 zu und bewilligt ab 01.10.1927 die notwendigen die Mittel.

Der Beschluss muss noch vom Ministerium in Berlin genehmigt werden.

Nichtgenehmigung für die Handwerker- und Kunstgewerbeschule durch das Ministerium in Berlin.

21.02.1928
Erlaß des Ministers für Handel und Wirtschaft in Berlin: "Nach nochmaliger Prüfung will ich mich damit einverstanden erklären, daß die Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Essen folgende Bezeichnung führen darf: Folkwang-Schule Essen
Städtische Handwerker- und Kunstgewerbeschule
"Schule für Gestaltung"
Leitung: Reg.-Baumeister Prof. Dr. Alfred Fischer

1933
Beginn der Naziherrschaft / Dieses unselige Jahr wurde für alle Folkwang-Institue, die der modernen Kunst zugewandt waren, zum grossen Verhängnis.

Die Folkwangschule für Gestaltung wurde in Verkennung ihrer Zielsetzung umbenannt in "Folkwang-Handwerkerschule".
Leiter wird der Maler Mankopf
Fischer wurde beurlaubt und zum 01.04.1934 pensioniert.
Weiterhin wurden eine Reihe der fähigsten Lehrer entlassen, darunter auch Max Burchartz.
Alfred Fischer wurde von politischer Seite der Vorwurf gemacht, er habe zu sehr das Ziel einer Kunstakademie vertreten. Das Gegenteil war der Fall. Fischers Ziel war eine "Hochschule für Gestaltung"

1934
"Folkwang-Meisterschule"

1943
Nach den ersten grösseren Luftangriffen auf die Stadt Essen wurde während des Sommers beschlossen, die Folkwang-Meisterschule zu verlegen, um die wertvolle Einrichtung der Schule vor der Zerstörung zu bewahren und den Unterricht weiterführen zu können Verlagerung in das Herrenhaus Fürstenberg in Xanten. Unterrichtsbeginn zum Wintersemester.

1945

Denkschrift zur Wiedereröffung der "Folkwang - Meisterschule" von Studienrat Theodor Rüsing an das Kulturamt der Stadt Essen.

1946

Der Kunstausschuss der Stadt Essen, der Kulturbund und andere Organisationen hatten sich für die Wiedereröffnung einer Schule für Gestaltung entschieden

1947
Wiedereröffnung als "Essener Werkschulen"

1948-1950
Errichtung der "Folkwang Werkkunstschule" im ehemaligen Abteigebäude der Benediktiner in Essen-Werden

Neuer Leiter: Prof. Hermann Schardt
1. Werkgruppe für angewandte und freie Graphik | Leiter: Prof. Hermann Schardt
2. Werkgruppe Malerei | Leiter: SR Theodor Rüsing
3. Werkgruppe Holz | Leiter: Walter Schulze
4. Werkgruppe Leder und Papier | Leiterin: Frida Schoy
5. Werkgruppe Metall | Leiter: SR Werner Glasenapp
6. Werkgruppe Bildhauerei | Leiter: Adolf Wamper
7. WerkgruppeTextil | Leiterin: Erna Hitzberger
8. Vorklassen (alle Werkgruppen) | Prof. Max Burchartz

1950

Gründung der Gesellschaft der Freunde und Förderer (GFFF)

1950

In einer Ausstellungshalle der Gruga veranstaltete die Schule als Tätigkeits- und Leistungsbericht seit dem Wiederbeginn ihre erste Ausstellung, die weitgehende Beachtung fand.

1958
Grundlegender Strukturumbau mit der ersten zusammenfassenden Veröffentlichung der Studienpläne aller Werkgruppen, der Studienordnung und eines umfangreichen Leistungsberichts.

1959

Neueinrichtung der Werkgruppe Fotografie
Zu deren Leiter wird Prof. Dr. Otto Steinert berufen

1959-1960
Einrichtung des Instituts für wirtschaftliche Werbelehre
Leitung: Prof. Dr. Carl Hundhausen

Beschluss der Verwaltungskonferenz, die Folkwangschulen endgültig in der Abtei Werden zu belassen. Der Erwerb der Nachbargrundstücke durch die Stadt Essen schafft die Voraussetzungen für den weiteren Ausbau beider Bereiche.

1966
Beteiligung an der Weltausstellung "Expo" in Montreal
Ausstellung im Deutschen Pavillon zum Thema: "Das Kleinkind und seine Umwelt"

1966/1967

Erfolgreiche Beteiligung am "Internationalen Wettbewerb der Ford Werke AG" in Köln. Thema: "Das Auto von morgen"

1968

Die Folkwangschule für Gestaltung will Hochschule werden. Gemeinsame Aktionen beider Schulen in der Öffentlichkeit, um für einen gemeinsamen Hochschulstatus zu demonstrieren.  Es wird eine gemeinsame Studienstruktur entwickelt und vorgestellt.

1971

Trennung der Folkwang - Schulen. Trotz aller Proteste wird die Folkwangschule für Gestaltung als Fachbereich in die neu gebildete Fachhochschule Essen eingegliedert. Übernahme in die Trägerschaft des Landes NRW.

01.08.1972

Integration in die neu gebildete Gesamthochschule (Universität) Essen im Fachbereich 4.
Neue Studienstruktur mit neuen Studiengängen:
1. Industrial Design
2. Kommunikationsdesign
3. Lehramt Kunst
4. Lehramt Musik

1978

Schwerpunktbildung INDUSTRIAL DESIGN in Essen. Die Studiengänge ID aus Dortmund, Krefeld und Köln werden an die Essener Hochschule verlagert. Diese Konzentration an einen Standort führt zu einer schon längst geforderten Verbesserung der Industrial-Design - Ausbildung beim Personal, den Finanzen und den notwendigen Räumen mit den entsprechenden Ausstattungen.

Industrial Design und Kommunikationsdesign werden zu universitären integrierten Studiengängen (DII) umgewandelt. Der Abschluss ist ein Hochschul- (Universitäts-) Diplom.

01.01.2003

Fusion der Universitäten - Gesamthochschulen Duisburg und Essen zur Universität Duisburg - Essen

01.10.2007
Die Design - Ausbildung wechselt von der Universität Duisburg - Essen an die Folkwang Hochschule
Die bisher an der UDE angebotenen Studiengänge Industrial Design und Kommunikationsdesign übernimmt zum 1. Oktober die Folkwang - Hochschule.
Ab 01.01.2008 werden das Personal und die Haushaltsmittel übernommen.

Quellen

  • Aus der Geschichte der Folkwangschule für Gestaltung, "Schrift 26" der FfG, Dr. Käthe klein, © 1965
  • Folkwangschule für Gestaltung, "Schrift 15" der FfG, Hermann Schardt, © 1961
  • Design Schnittpunkt Essen
  • Ernst & Sohn Verlag, Hrg. S. Lengyel + H. Sturm,© 1989

Autor

Wolfgang Röver