Folkwang

Schützinnen | Foto: Larissa Zauser
Schützinnen | Foto: Larissa Zauser
Schützinnen | Foto: Larissa Zauser
Schützinnen | Foto: Larissa Zauser
Schützinnen | Foto: Larissa Zauser
Schützinnen | Foto: Larissa Zauser
Schützinnen | Foto: Larissa Zauser

Schützinnen

Im Rahmen ihres Abschlussprojekts „Schützinnen“ hat sich die Fotografie-Studentin Larissa Zauser mit der anachronistischen Rückprojektion des Schützenwesens in Tirol und der damit einhergehenden identitätsstiftenden „Invention of Tradition“ beschäftigt.
Ihre multimediale Arbeit setzt sich mit der immer wiederkehrenden, nach außen getragenen Aneignung der „Landesidentität“ durch den Bund der Tiroler Schützenkompanie (kurz BTSK) und der verklärten Zuordnung von Frauen als Marketenderinnen im Verein auseinander. Mit dem Projekt macht Larissa auf das Fehlen der Frauen als Tiroler Schützinnen aufmerksam und stellt den sogenannten Leitmotiv-Absatz „Wertschätzung der Frauen im Tiroler Schützenwesen“ in Frage, den der BTSK in seinen 2016-18 herausgegebenen Leitmotiven formuliert hat.
Die öffentliche Repräsentation des BTSK in der Gesellschaft symbolisiert, durch Veranstaltungen wie beispielsweise den Landesüblichen Empfang, geschlechterspezifische Differenzierungen und Hierarchisierungen. Diese klaren Darstellungen von „scheinbarer“ Ordnung durch Marketenderinnen und Schützen sind für Larissa Zauser ein Sinnbild für Konservatismus und patriarchale Systeme.
Der Bund der Tiroler Schützenkompanie (kurz BTSK) ist ein Verein, der in Tirol ansässig ist. Einige Kennzeichen seiner Darstellung sind die „militärisch“ anmutende Formierung, die durch das Marschieren sowie das Tragen jeweils einheitlicher Trachten, die sich von Dorf zu Dorf unterscheiden, geprägt ist. Zusätzlich wird dieses „Militärische“ durch einen Schützenempfang untermauert, der durch eine Ehrensalve mit historischen Ordonnanzgewehren aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg seine Darbietung gewinnt. Eine Schützenkompanie besteht aus Schützen mit Gewehr, Marketenderinnen mit Schnapsfass und den Jungschützen sowie den Jungmarketenderinnen.

Larissa startete das Projekt mit einer intensiven Recherche sowie einem umfassenden Austausch mit ortsansässigen Schützenmitgliedern. Ein Interview mit Elsbeth Wallnöfer (Philosophin), Nikolaus Hagen (Historiker) und dem Leiter des Volkskunstmuseums war ein zentraler Bestandteil der Arbeit. Im Rahmen des Projekts wurden zwei Reisen für Fotoshootings unternommen, bei denen nicht nur zahlreiche Bilder aufgenommen, sondern auch Videos produziert wurden. Darüber hinaus entstanden in der Universität spezielle Sockel, auf denen die Bilder später präsentiert werden sollten.
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Merkmalen der Tiroler Schützen und zeigt das Fehlen von Frauen in den gleichen Aufgabenbereichen wie die der Männer auf. Mit der Bildung einer bislang nicht existierenden Schützinnenkompanie hat Larissa Zauser das Fehlen der Frauen sichtbar gemacht.
Ihre Abschlussarbeit umfasst verschiedene Bildbereiche: Neben einem Video mit Found-Footage-Material, das den Verein zeigt, und Bildern vom Vereinsinnenraum, gibt es neun Fotografien von Gewehren und neun Videos von Federn, die die imaginäre Mannschaft bilden. Teil der Arbeit sind außerdem ein von den Schützen herausgebrachtes Heft, sowie Postkarten mit einer fiktiven Vergangenheit, die durch KI manipuliert wurden und auf denen vier unterschiedliche Frauen in Tracht zu sehen sind.

Das Projekt von Larissa Zauser thematisiert die Hierarchien innerhalb der verschiedenen Mitgliedergruppen und hebt das Fehlen von Frauen als „Schützinnen“ hervor. Es weist auf die veralteten und konservativen Strukturen des Vereins hin und sensibilisiert für die Notwendigkeit von Gleichberechtigung sowie für eine kritische Auseinandersetzung mit der gesamten Organisationsform des Vereins.

Am 26. September 2024 war die Arbeit im Rahmen der Ausstellung Folkwang Finale am Campus Welterbe Zollverein im SANAA-Gebäude in ganzer Form zu sehen.