Der queere* Blick
"Instead of being clearly available as visible evidence, queerness has instead existed as innuendo, gossip, fleeting moments, and performances that are meant to be interacted with by those within it’s epistemological sphere - while evaporating the touch of those who would eliminate queer possibility." (José Esteban Muñoz, 2008)
In ihrer Bachelorarbeit „Der queere* Blick“ im Sommersemester 2024 setzt sich Celina Marie Köhring, Absolventin des Studiengangs Kommunikationsdesign, mithilfe von Illustration und experimenteller Arbeit mit Stoff, mit affirmativer Sichtbarkeit von queeren* Individuen auseinander:
„Bei der Darstellung von queerem* Leben werden Individuen oft auf ihre Queerness reduziert. Ihre anderen Eigenschaften und Charakterzüge werden übergangen und ihre Person in diesem Sinne unsichtbar gemacht. Durch diese erneute Reduzierung auf Stereotype werden ihre gesellschaftlichen Positionen als Außenseiter*innen weiter gefestigt. Das passiert in der Bemühung nach „mehr Sichtbarkeit“ leider zu oft. Deshalb sollte weniger darauf geachtet werden, was sichtbar gemacht wird und mehr darauf, wie es sichtbar gemacht wird. Ich möchte eine tatsächliche Repräsentation von queerem* Leben und Erleben schaffen. Eine Sichtbarkeit, die ihre Queerness anerkennt, ohne weiter zu stereotypisieren.“
Celina Marie Köhring kritisiert in deren Arbeit den Status von dem Visuellen als Erkenntnisgaranten. Denn die Verbindung zwischen dem Aussehen einer Person und einer aus dem schließenden Einordnung und Wertung der Person stellt für sie eine Basis für sämtliche Diskriminierungsformen dar. In der Arbeit wird erprobt, wie darstellend gegen dieses Muster gearbeitet werden kann. Es wird für einen suchenden Blick plädiert anstelle eines wissenden Blickes und dafür, zu reflektieren, was unsere Sehenskultur beeinflusst.
In ihrem Prozess hat Celina Marie, nach einer Recherche in Sichtbarkeits- und Repräsentationstheorien, Materialien gesammelt um eine fiktive queere* Person zu charakterisieren. Diese Materialien sind Zeichnungen von Gegenständen verschiedener queer* identifizierender Personen, die sie über einen Zeitraum von 2 Monaten regelmäßig besucht hat. Die Zeichnungen kommen in einem installativen Raumobjekt zusammen und bilden die Charakterisierung einer unechten Person. Durch diese Vorgehensweise möchte Celina Marie die Grenze zwischen dem Wahren und dem Kuratierten verwischen, um das Vertrauen an das Visuelle zu nehmen.
Das Raumobjekt ist ein aus drei Wänden bestehendes, mit Stoff bespanntes Holzgerüst. Auf die Stoffwände sind die gezeichneten Gegenstände von Hand gestickt. Begleitet wird das Objekt von Celina Maries Thesis, in der sie tiefergehend auf die Thematik der Sichtbarkeit und ihre gestalterischen Entscheidungen eingeht.
Das Projekt wird beim Folkwang Finale am 28. September 2024 am Campus Welterbe Zollverein im SANAA-Gebäude präsentiert.