BLACK is BLUE is GOLD
"BLACK is BLUE is GOLD" ist die Abschlussarbeit von Rebecca Ramershoven im Rahmen ihrer M.A. Photography Studies & Practice. Der Ausgangspunkt für diese Arbeit ist die gelebte Gleichzeitigkeit – das Hin und Her gerissen sein - zwischen dem Weinen (CRY) und dem Jubel (REJOICE) von Schwarzen und Menschen of Color. Als rassifizierte Künstlerin in einer dominierend weißen Gesellschaft und Kulturinstitutionen, sieht Rebecca Ramershoven mit ihrem gesellschafts- und machtkritischen Anspruch, eine Notwendigkeit, sich auch mit ihren künstlerischen Arbeiten mit den Strukturen, den Auswirkungen und der Geschichte von Rassismus auseinanderzusetzen. "BLACK is BLUE is GOLD" ist eine Arbeit, die mittels unterschiedlicher Medien (Fotografien, Objekt, Video) die Gleichzeitigkeit von Schmerz und Freude von Schwarzem Leben in den Raum bringt, um den weißen Blick selbst mit der historisch gewaltvollen Repräsentation Schwarzer Körper zu konfrontieren und eine Form der Repräsentation anzubieten, die nicht von einem Überleben erzählt, sondern von einer Form des Widerstandes, der sich dem weißen Blick entzieht. Mit "BLACK is BLUE is GOLD" möchte Rebecca dazu anstiften, dem eigenen weißen Blick zu begegnen und daneben auch Möglichkeiten des Widerstandes und der Selbstbehauptung von BIPOC zu erforschen.
Rebecca Ramershoven hat die einzelnen Bestandteile der Arbeit "BLACK is BLUE is GOLD" und die damit verbundenen künstlerischen Ziele hinsichtlich ihrer Wirkung und Vermittlung an das Publikum (Betrachtende) erläutert:
CRY:
How much time do you want?
Video, 21 min
„In dem 21-minütigen Video How much time do you want? demontierte und arrangierte ich Sequenzen populärer Filme und Serien von 1939 bis 2018. Es handelt sich um kurze Sequenzen stereotypischer Darstellungen Schwarzer Körper, teilweise nur Sekunden, einen Blick oder eine Bewegung, die (historisch) gewaltvoll aufgeladen sind. Mich motiviert herauszuschälen, wie wirkmächtig und gewaltvoll rassistische Stereotypisierung ist und wie diese selbstverständlich zum populären Bildkonsum gehört und sie als (un)bewusstes Werkzeug dient um ein Narrativ aufrechtzuerhalten, welches die Unterdrückung und Diskriminierung von Schwarzen und Menschen of Color legitimiert. Ich baute eine konfrontative Spannung auf durch die Dekonstruktion rassistischer Stereotype. Der Raum der Videoarbeit ist gefüllt mit Gewalt, Schmerz und Unterdrückung – einer Realität Schwarzer und Menschen of Color. Das Aufzeigen, Hinzeigen, das Gesicht der Betrachter*innen hineindrücken in eine Wirklichkeit – in einen kollektiven Schmerz.“
REJOICE:
flow
24 Fotografien, 60x40cm, Goldrahmung
„Der Limbus, in dem sich BIPOC befinden, wenn wir über Rassismus sprechen, kann dazu führen, dass Schwarzes Leben – ganz im Sinne der Wirkungsweise von Rassismus – auf die Geschichte von Unterdrückung, Schmerz und Gewalt reduziert wird und Black Life somit in einem historischen Hamsterrad gefangen gehalten wird. Um den ambivalenten Gleichzeitigkeiten von Lebensrealitäten nicht-weißer Personen nachzuspüren und weiteren Realitäten von Schwarzem Leben einen Raum zu geben, wählte ich das fotografische Portait als Medium.
flow ist meine - und damit eine - Repräsentation von Schwarzen Personen. Damit ist sie meine - und damit eine - Bedeutung von Schwarzem Leben und Kultur. flow ist ein Angebot. Ein Angebot für die Betrachter*innen eine Begegnung zu erleben, die Atmen bedeutet – vor allem in den Räumen, die systematisch nicht für Schwarze Leichtigkeit gemacht sind.
Der fotografische Prozess und die daraus entstandene Portraitarbeit flow erzählt von einer Begegnung, von der Bewegung, ein umeinander Schwirren, ein zueinander finden. flow bedeutet Widerständigkeit und Leichtigkeit. flow ist verspielt. flow ist erhaben und stark. flow ist elegant und eigensinnig. flow formt sich immer wieder neu, nimmt mit, reißt auseinander und verbindet.“
resistance I+II
Klappstühle mit Kunstperlen; stehend und hängend
„Die Geschehnisse der „Montgomery Riverfront Brawl“ vom 5. August 2023 sind aus rassismuskritischer Perspektive und im historischen Kontext außergewöhnlich. Die Schlägerei zwischen weißen (Party-)Boot-Gästen, dem Schwarzen Co-Kapitän und die ihm zu Hilfe kommenden Schwarzen Personen, hat große mediale Aufmerksamkeit bekommen und wurde über die Landesgrenzen hinaus für Schwarze Menschen zu einem kulturellen Moment. Dabei geht es zwar auch um Fragen von rassistisch motivierter Gewalt, genauso jedoch um Fragen nach Formen des Widerstandes und Gemeinschaft von Schwarzen Menschen. Der Alabama Fluss, der eine zentrale Rolle in der Geschichte des transatlantischen Sklavenhandels hatte, potenziert mit seiner Geschichte die gegenwärtige Geschehnisse und versetzt diese gewaltvolle Auseinandersetzung zwischen weißen
und Schwarzen Personen in einen weiteren historischen Kontext.
Der Klappstuhl, ein Symbol dieses Vorfalls, steht für diesen Moment des Widerstands und Auflehnung gegen weiße Gewalt. Meine Zuwendung zu diesem Objekt und meine Modifizierung mit knapp 6.000 Kunstperlen ist unter anderem als Hommage an die Auflehnung vom 05. August 2023 als auch an den Widerstand und die Widerstandsfähigkeit Schwarzer Menschen seit Beginn des Sklavenhandels zu verstehen.“
Frequencies
Video, 6 min
Das Video frequencies ist eine audiovisuelle Komposition ausgewählter kultureller Momente und Persönlichkeiten von Schwarzen Leben. Es ist eine Erzählung in 3 Akten, die von Schwarzen popkulturellen Meilensteinen erzählt hin zu den privaten und persönlichen Momenten. Die Black frequencies, sich überlappend, gegenseitig anreichernden und beeinflussenden Vibrationen, drehen sich um Black Joy, Empowerment und Resistance. Das Video spannt einen generationalen Bogen Schwarzer Geschichte, die für mich als Künstlerin und Person prägend waren und sind. Es erzählt von einem Gefühl des Miteinanders, von einem Verständnis und einer Haltung, die sich dem weißen Blick entzieht indem es nicht versucht zugänglich oder erklärend zu sein sondern vielmehr den Schwarzen Betrachtenden und Betrachtende of Color einlädt Leichtigkeit und Bestärkung zu finden.
Die Arbeit "BLACK is BLUE is GOLD" und ihre einzelnen Bestandteile wurden seit 2021 von Rebecca Ramershoven im Laufe ihres Studiums konzipiert und beim Folkwang Finale vom 26. September bis 05. Oktober 2024 am Campus Welterbe Zollverein im SANAA-Gebäude präsentiert.