Folkwang

Folkwang... und dann?

StudiScoutin Annelie Schrötter im Gespräch mit dem Komponisten Ronald Schwandt

„Einfach Spaß haben, bei dem, was man macht!”

Im Park auf einer Decke, Mitte Juni, die Sonne geht langsam unter. Neben mir: Ronald Schwandt. Wir sind verabredet zum Interview für den StudiScouts-Beitrag „Folkwang… und dann?”, denn Ronald hat sein Bachelorstudium im Fach Integrative Komposition schon hinter sich und nun viel aus der Welt der freischaffenden Musiker*innen zu berichten.

Ronald Schwandt Folkwang und dann c Annelie Schroetter

Ronald Schwandt | Foto: Annelie Schrötter

 

Prägende Zeiten als Folkwang Student

An Folkwang begonnen hat Ronald 2015 mit dem Schwerpunkt Popkomposition. Durch Professor Stefan Hüfner hatte er aber auch sehr viel Zugang zu Jazz und anderen Musikrichtungen. Außerdem genoss er das breite Spektrum an musiktheoretischen Angeboten des Fachbereichs 2 (künstlerische, künstlerisch-wissenschaftliche, künstlerisch-pädagogische und wissenschaftliche Studiengänge), und nahm an Kursen wie zum Beispiel Kontrapunkt, Bach Choral und Klassische Komposition teil. Ich frage Ronald, ob es auch andere, verwandte Tätigkeiten und Bereiche gab, in denen er aktiv war: „Video habe ich immer nebenbei gemacht”, erzählt er mir, „Immer eingebunden in meine Kompositionen.” Außerdem hatte er eine Stelle als studentische Hilfskraft im Bereich der Tontechnik.

Der Einstieg ins Berufsleben - ein smoother Übergang

Auch jetzt ist Ronald mit Folkwang noch eng verbunden: Seit dem Sommersemester 2023 ist er als Bild- und Tontechnischer Mitarbeiter am Institut für Computermusik und Elektronische Medien (ICEM) angestellt und hauptsächlich für die „Studiowartung und Mitschnitte von Konzerten zuständig: „Zum Beispiel für die Schauspielenden des Sommertheaters Weitmar.” Ich frage mich, ob dabei noch Zeit für die Musik bleibt und hake mal nach, ob Ronald gerade überhaupt als Komponist oder Arrangeur tätig ist: „Ja, als Arrangeur habe ich jetzt meinen ersten Job bei den Bad Gandersheimer Domfestspielen!” Die ehemalige Musical-Professorin der Folkwang Universität der Künste Patricia Martin macht dort für verschiedene Projekte die Musikalische Leitung und hat Ronald gefragt, ob er Stücke für die neue Produktion „Dancing Queen - Das große ABBA-Konzert” arrangieren könne.

Ronald ist außerdem eines der drei Gründungsmitglieder und Komponist beim Neo-Musical-Kollektiv, welches von Folkwang Studierenden ins Leben gerufen wurde und nun eine Kooperation von Künstler*innen aus den Städten Essen und Halle an der Saale ist. Ich habe bereits eine Musical-Vorstellung von ihnen besucht und war so begeistert, dass ich gleich nochmal reingegangen bin. Das ist eine echte Empfehlung, wenn ihr die Gelegenheit habt, nach Halle zu kommen: Guckt euch „Die Adern des Blauwals” an. „Wie viel Raum kannst du dem Projekt zurzeit geben?”, möchte ich wissen. „Aktuell ist es schwierig, weil ich in der letzten Zeit mit dem Arrangier-Job, meiner neuen Stelle und meinem Uni-Abschluss super viel zu tun hatte. Aber mein Traum wäre schon, dass die Arbeit mit dem Neo-Musical-Kollektiv so 50% der Arbeitszeit einnimmt, weil das kompositorische Tätigkeiten sind. Und das ist das, was ich am meisten machen will.” Also sind wohl auch Freundschaften an Folkwang entstanden, die auch nach dem Studium noch bestehen? „Ja klar! Während des Studiums sind richtig viele Freundschaften entstanden. Das ist halt jetzt der Kreis, mit dem man so abhängt.”

Selbst- und Lebensfindung: Im Ruhrgebiet zuhause

Ronald hat sich entschieden, auch weiterhin in Essen zu wohnen und die Vorzüge des Ruhrgebiets erscheinen grenzenlos, wenn er ins Schwärmen kommt: „Essen liegt direkt im Herzen von NRW. Alles liegt so nah beieinander, und dadurch hat man hier so viele Kulturangebote wie nirgendwo anders! Du hast hier alle Sachen um die Ecke, die man eigentlich braucht. Ey, Essen ist am Kommen!” Aber das Wichtigste: Die Menschen, meint Ronald. Viele seien hier geblieben nach dem Studium und so entwickelte sich eine gute Community.

„Was kannst du mir denn mit auf den Weg geben, Ronald? Mir, als aktueller Studentin?”, frage ich abschließend. „Sieh das Studium als Spielwiese”, rät er mir, „Wo man sich finden und ganz viele Leute treffen kann, wo man gucken kann, was man machen will, und sich ausprobiert. Man hat einfach einen Space, wo man künstlerisch viel probieren kann. Und: Finde deine Leute! Das ist das Wichtigste. Es gibt keinen vorgegebenen Weg oder Plan für dich als Künstler*in nach dem Studium. Alles, was du an der Uni aufbaust, ist eine Basis.” Was für weise Worte. Ich lehne mich zurück und sehe mich im Park um. „Hast du noch einen Tipp für Stressphasen, Ronald?”, frage ich schließlich. Stressphasen gehören zum Berufsalltag, meint Ronald, es kommen oft mehrere Dinge gleichzeitig. „Und dann ist einfach viel los!”, lacht er. Und er wird ernster und sagt: „Manchmal ist nicht alles so wichtig, wie es gerade scheint. Du darfst dich nicht kaputt machen, weil es immer ‘ne Momentaufnahme ist. Deswegen: Einfach Spaß haben bei dem, was du machst!"

 


Ein Beitrag im Rahmen des Projekts „Folkwang StudiScouts“.

 

 

Annelie Schrötter / 09. August 2023