Folkwang hat viele Gesichter, von denen jedes einzelne dazu beiträgt, dass Folkwang ist, wie es ist. StudiScout Verena Kossin sprach mit Hagen-Goar Bornmann und erzählt, warum er für sie persönlich und für viele andere eine besondere Person an Folkwang darstellt.
Es gibt viele Studierende an Folkwang. Alle können etwas Besonderes, sonst wären sie nicht hier. Doch dann gibt es auch Studierende, die mehrere Künste besonders gut ausführen und bereits das zweite, dritte oder vierte Studium an Folkwang aufnehmen. Einer von ihnen ist Hagen-Goar Bornmann.
Hagen-Goar Bornmann ist 25 Jahre alt und kommt ursprünglich aus Velbert. Seine anfängliche Liebe galt seit Kindesalter der Blockflöte. Durch sie ist er auch zur Folkwang Universität der Künste gekommen. Mit 14 Jahren bewarb er sich auf ein Jungstudium im Fach Blockflöte und wurde angenommen. „Dass ich elf Jahre später immer noch hier bin, hätte ich auf jeden Fall nicht vermutet“, lacht er, wenn er an die Zeit zurückdenkt. Es folgte im Anschluss an das Abitur ein Instrumentalpädagogik-Studium B.A., ebenfalls im Fach Blockflöte. Doch wie es vielen an Folkwang so ergeht: „Hier entdeckt man dann, wie viel mehr die Musik eigentlich zu bieten hat und will immer mehr!“ So habe er sich dann, in Rücksprache mit Folkwang-Dozentin Stefanie Patzke, überlegt, dass er gerne noch ein wissenschaftliches Studium anschließen wolle. Er bewarb sich auf ein musikwissenschaftliches Studium mit Schwerpunkt vokaler Ausbildung und wurde angenommen und das, obwohl er damals nie so richtig viel gesungen habe: „Hier und da mal ein bisschen auf Hochzeiten und im Pop-Bereich, aber ich wollte unbedingt mal etwas über mich lernen. Ein Instrument lernen, bei dem ich selber das klingende Medium bin.“ Der musikwissenschaftliche Background war für Hagen deshalb unerlässlich, da er für ihn eine Art der Vermittlung darstellt: „Jeder Musiker möchte ein Vermittler sein; sei es als Dirigent, Regisseur, Künstler oder auf der Bühne.“ Nachdem er zwei weitere Jahre Musikwissenschaft B.A. studiert hatte, entschied er sich, sich weiter ausbilden zu lassen. Hagen wollte den Schritt ins Musiktheater mit einer künstlerischen Ausbildung im Fach Gesang wagen. Auf meine verwirrte Nachfrage, dass er dadurch aber ja die Vermittlungsebene verlassen würde, antwortete er nur: „Aber so gar nicht! Das Musiktheater ist doch der bilanzorientierteste Weg, etwas zu vermitteln oder sich mitzuteilen. Alles andere sind nur Wege und gerade das Musiktheater ist der direkteste Weg, etwas mitteilen zu können.“ Kein Wunder, dass er mit dieser Einstellung und dem nötigen Können angenommen wurde und seit dem WS 2018/2019 nun zusätzlich noch Gesang | Musiktheater B. Mus. studiert.
Auf meine Frage, welche Instrumente er nun alle spielen könne, musste er ein wenig lachen. „Naja, ich kann auf meinen über 40 Blockflöten spielen, das wahrscheinlich sogar recht gut. Ich übe mich im Gesang, rein theoretisch hatte ich circa fünf Jahre Klavierunterricht und ich habe durch meine Kirchenmusikausbildung auch schon mal eine Orgel bedient. Aber das darf ich wahrscheinlich nicht laut aussprechen. “ Doch ein wirkliches Lieblingsinstrument habe er nicht, „alles Obst wächst auf Bäumen und schmeckt gut, aber wirklich vergleichen kann man die Früchte ja auch nicht!“ Dennoch: „Das Entdecken des Gesangs hat sich unfassbar positiv auf mein Blockflötenspiel ausgewirkt. Die ständige Auseinandersetzung mit mir und meinem Körper, die Reflexion, warum meine Stimme heute so klingt und morgen so, das Hinterfragen meiner ehrlichen Befindlichkeit, das hat etwas Gutes mit der Blockflöte gemacht. Und das ist spannend.“
Wenn man Hagen-Goar Bornmann auf die nächsten Ziele innerhalb seines Studiums anspricht, wird er erstmalig ganz leicht verlegen. „Naja, vor mir steht noch das leidige Thema Bachelorarbeit. In meinem Instrumentalpädagogik-Studium mit der Blockflöte habe ich soweit alles abgeschlossen, nur die Bachelorarbeit schiebe ich noch vor mir her. Bei uns im Studiengang gibt es hierfür kaum festgelegte Fristen, dadurch habe ich ziemlich erfolgreich gelernt zu prokrastinieren. Und als Ergebnis kommt dann sowas wie ich dabei heraus.“ Dennoch will er es dieses Semester endlich angehen, denn auch noch weitere Ziele sind geplant. Ganz oben stehen auch weiterhin das Belegen von Meisterkursen, das Geben von Workshops, das Unterrichten seiner Schüler*innen. Außerdem will er es in Zukunft schaffen, komplett von dem Gehalt als freischaffender Musiker leben zu können.
Auch wenn Hagen-Goar Bornmann so viele Studiengänge auf einem hohen Niveau ausübt, möchte er von einem jedoch Abstand nehmen: „Ein Wunderkind bin ich ganz bestimmt nicht. Ich muss zwar zugeben, dass mir auf der Blockflöte wohl etwas Talent mitgegeben wurde, aber eigentlich würde ich von mir selber behaupten, dass ich stinkfaul bin! Aber wenn was zu tun ist, kümmere ich mich und erledige alles.“ Und auch hier betont er, dass es ihm nicht (nur) darum gehe, was andere von ihm denken, sondern dass er mit dem, wie er etwas tue, ‚Erfolg‘ habe und damit gesund und glücklich sei. „Ich habe nur einen großen Vorteil: Ich sehe noch so unfassbar jung aus“. Während er das sagt musste er selbst lachen: „Dadurch meinen Zeitungen und so natürlich immer, dass ich ein kleines Nachwuchsküken bin. Aber ich bin kein Wunderkind. Ich mach’ halt einfach mein Ding!“
Auch wenn Hagen mittlerweile viel in der Welt herumreist, betont er zum Abschluss noch einmal: „Eigentlich wollte ich immer nur an Folkwang. Ich habe nur hier die Aufnahmeprüfung gemacht, weil ich das Gesicht von Folkwang so gerne mag.“ Das Schönste für ihn ist: „Alle haben sich lieb und dennoch weiß jeder ganz klar, woran er ist.“ Und auch wenn er nicht in die Zukunft schauen kann, weiß er, solange er hier findet, was zu ihm passt, wird Folkwang auch noch länger sein Zuhause bleiben. „Irgendwo werde ich mein persönliches Profil schon finden und Folkwang liefert da schon echt einen wunderbaren Grundstein.“
Ein Beitrag im Rahmen des Projekts „Folkwang StudiScouts“.
Verena Kossin / 13. Dezember 2018