Folkwang

„Voller Herz und ohne Worte“

Der dritte Jahrgang Schauspiel der Folkwang Universität der Künste entführt mit seinem Bewegungsprojekt „UMPFF“ in eine archaische Welt aus Erde und Feuer, voller Sehnsucht und Sensibilität.

Umpff Bewegungsprojekt 2021 web c Lara Martelli

Einblick in den Probenprozess | Foto: Lara Martelli

 

Empathie der Körper

Die Bochumer Christ-König-Kirche hat in der Vergangenheit bereits ihre Wandlungsfähigkeit bewiesen. Die angehenden Schauspieler*innen machen aus ihr einen Wald, in dem Kerzen wie Bäume stehen und sich rasante Choreografien mit Momenten der Stille abwechseln.
Es ist ein Abend „voller Herz und ohne Worte“, wie Paula Winteler beschreibt. Sie ist eine der sieben Spieler*innen, die diesen Abend mit ihrer Fantasie und durch ihre Körper füllen. „Durch die Konzentration auf den Körper werden Geschichten erzählt, die sich der Kopf nicht hätte ausdenken können“, ergänzt Rebekka Wurst. Es ist der Charakter des Bewegungsprojektes, das es in dieser Form nur an Folkwang gibt und die Schauspielausbildung hier so besonders macht. Inspiriert durch Bilder, Musik und die eigene Fantasie entsteht ein Stück, das ganz ohne gesprochene Worte auskommt. Mal legt sich die Bewegung auf einen Teppich aus Musik und Klang, mal steht sie für sich allein oder wird begleitet durch Videoprojektionen, die das Ensemble ebenfalls selbst erstellt hat.

Begleitet werden sie von Lara Martelli und Prof. Thomas Rascher, die mit ihrem geübten Blick sensibel durch den Entstehungsprozess führen. Denn es gibt kein Skript, keine Regie. Durch „Improvisation und Austausch sind Szenen und Ideen entstanden“, so Rebekka Wurst, die dann sorgfältig ausgearbeitet und choreografiert wurden. „Dem eigenen Körper zu folgen ist eine sehr poetische Art der Kunst. Ich entdecke die Geschichten, die in mir stecken und in anderen. Wir hören uns mit den Körpern zu. Wenn ich die Bewegungen einer anderen Person nachvollziehe, höre ich ihr mit allen Sinnen zu“, beschreibt Eva-Lina Wenners. Diese Empathie füreinander ist spür- und fühlbar. UMPFF ist ein Ensemblestück.

Vom Leben und Sterben

Der weite, mit Erde gefüllte Raum der Christ-König-Kirche wird zur Projektionsfläche ursprünglichster Erinnerung und Sehnsucht, in der sich die Zuschauenden wiederfinden können. Der besondere Aufführungsort ist ein wichtiger Teil der Erarbeitung gewesen, erzählt Eva: „Einer der Schwerpunkte der Proben ist es, den Raum mitzudenken. Die Größe und die Weite in unsere Bewegungen fließen zu lassen.“ Er bringt Inspiration und Atmosphäre, so wie es auch die von Lara Martelli und Thomas Rascher immer wieder eingespielte Musik tut.

So entsteht ein Abend, der „emotional auch sehr nah an allen Spielenden ist“, ergänzt Lotte Becker. Er fordert heraus, „emotional und physisch“, weiß Paul Heimel. „Mit allen Sinnen jeden Tag voll anwesend und aufmerksam zu sein, das ist die besondere Anstrengung und Qualität der Proben“, erklärt Pit Prager. „Wir erzählen von Erde und Feuer, Freude und Sehnsucht, vom Leben und vom Sterben“, erklärt Eva-Lina Wenners und das mit der Ausdruckskraft der Körper. Die große Anstrengung dahinter ist nicht spürbar, wohl aber die Fantasie und Inspiration, die sich nicht aufdrängt, sondern es Zuschauenden ermöglicht sich selbst in dem Stück zu finden. Oder wie Rebekka sagt: „Freut euch auf Dreck, Schweiß, Kraft und Heilung!“

_UMPFF wird am 8. und 9. Oktober um 20 Uhr in der Christ-König-Kirche, Steinring 28, in Bochum gezeigt. Am 5. Oktober findet eine erste Voraufführung statt.
_Besucher*innen sind zu allen drei Vorstellungen bei freiem Eintritt herzlich eingeladen.
_Alle Folkwang Veranstaltungen finden derzeit nach den 3G-Regeln statt. Zuschauer*innen werden daher gebeten, einen entsprechenden Nachweis sowie ihren Lichtbildausweis mitzuführen und sich vorab bei Roman Vittinghoff anzumelden: vittinghoff@folkwang-uni.de, Tel.: 0201_65051700

Einen Einblick in das Bewegungsprojekt bietet der Trailer der Studierenden:



 

Autor Simon Gierlich ist der siebte Spieler des Bewegungsprojekts und Folkwang StudiScout.

Ein Beitrag im Rahmen des Projekts „Folkwang StudiScouts“.


 

Simon Gierlich / 01. Oktober 2021