Vorlesungsfreie Zeit an der Folkwang Universität der Künste. Endlich Zeit, die Füße hochzulegen und die schönen Künste auch mal ruhen zu lassen. Doch, was ist dran an diesem Klischee? Machen die Studierenden tatsächlich Ferien? Oder tüfteln sie schon längst an eigenen Projekten? Eine Konzertreihe im Ausland? Meisterkurse, Wettbewerbe, Praktikä In der neuen Beitragsreihe In der Zwischenzeit fragen wir genauer nach, was die FolkwänglerInnen abseits des Semesters treiben und folgen ihnen dafür genauso neugierig an die nächste Straßenecke wie nach Berlin, Moskau oder Venedig.
Innerhalb des Lehramtsstudiums ist es Pflicht, mehrere Praktika an Schulen zu absolvieren. StudiScout Verena Kossin sprach mit Jana Frehn, die ihr sechs-wöchiges Eignungs- und Orientierungspraktikum derzeit an einer Gesamtschule in Essen durchführt.
Erst einmal wollte ich gerne an eine Gesamtschule, da ich selber auf einem Gymnasium war und den Ablauf dort kenne. Mit Gesamtschulen habe ich noch keine Erfahrung. Dass es nun diese Schule geworden ist, lag daran, dass es in den Klassen 5 und 6 Musikklassen gibt, die besonders viel Musikunterricht haben. Außerdem unterrichtet mein Praktikumsbetreuer selber das Fach Musik; das stellte sich als praktisch dar.
Aber es sei zu betonen, dass ich auch nicht die große Auswahl hatte, da sehr viele Studierende in den Semesterferien Praktikumsplätze an Schulen suchen, und die meisten (gerade in Essen) sehr ausgelastet sind!
Am ersten Tag durfte ich mir einen Stundenplan aus meiner Fächer-Kombination Deutsch und Musik zusammenstellen. In der ersten Zeit begleitete ich sehr viel den Unterricht und konnte einen guten Eindruck von den aktuellen Lerninhalten bekommen. Nach einiger Zeit durfte ich auch selber unterrichten: In einer 6. Klasse durfte ich eine Singstunde leiten und auch in Deutsch konnte ich schon eigenständig unterrichten.
Zum Teil unterscheidet sich die Theorie schon etwas von der Praxis. Zum Beispiel in der Singstunde: An Folkwang lernen wir, dass wir die Kinder vorher einsingen sollen, am besten viel mit Gesten und Bewegungen arbeiten. Das machte die Lehrerin gar nicht. Als ich dann den Unterricht übernahm, baute ich ein Einsingen vorher ein, aber natürlich nicht zu lange, da die Kinder das zuvor nie erlebt haben.
Eine andere Überlegung ist immer wieder: In einem Seminar sollten wir uns die Frage stellen, „ob es wichtiger sei, dass einer fiedelt, als was er geigt“(Theodor Adorno) . In einem Raum voller Keyboards, in dem jedes Kind so gespielt hat, wie es will, habe ich aber gemerkt, dass es kein gutes Ergebnis bringt, wenn nicht neben der Grundvoraussetzung „ jedes Kind spielt“ auch auf die Qualität des Spielens geachtet wird. Vorher war ich der Meinung, dass ein Lehrer froh sein sollte, wenn alle Schüler gut mitmachen. Nun, im Laufe meines Praktikums überdenke ich das doch sehr. Den Gedankenanstoß nehme ich auf jeden Fall mit.
Generell muss ich aber sagen, dass das Studium doch sehr gut vorbereitet und gute Grundlagen setzt, viele Inhalte kann ich sehr gut im Praktikum anwenden und wiedererkennen.
Dadurch bedingt, dass ich am Anfang sehr viel hospitiert habe, war es eine gute Übergangsphase: Ich konnte im praktischen Umfeld darüber nachdenken, ob ich situativ ähnlich gehandelt hätte, wie der Lehrer. So war der Übergang zur Praxis nicht zu groß, sodass ich auch vor der Klasse gut zurecht kam.
Herausfordernd, spontan, Gestaltungsspielraum
Ich habe zwar die richtige Berufswahl getroffen, aber ich möchte einiges anders machen als die LehrerInnen, die ich begleiten durfte.
Ein Beitrag im Rahmen des Projekts „Folkwang StudiScouts“.
Verena Kossin / 11. April 2017