Die international renommierte Künstlerin Laurie Anderson war Anfang Januar 2024 aufgrund ihrer außerordentlichen künstlerischen Bedeutung und bahnbrechender Werke im Bereich der Bildenden Künste, des Theaters, der experimentellen Musik und Technologie als zweite Pina Bausch Professorin an die Folkwang Universität der Künste berufen worden. Nun wurde bekannt, dass sich Laurie Anderson im Jahr 2021 als Unterstützerin des Aufrufs palästinensischer Künstler*innen mit dem Titel „Letter Against Apartheid“ öffentlich positionierte, der unter anderem Boykottforderungen der israelfeindlichen BDS-Bewegung aufgreift. Die Hochschule hat in einem gemeinsamen Dialog mit Laurie Anderson und der Pina Bausch Foundation diskutiert, inwieweit das geplante künstlerische Projekt Andersons an der Folkwang Universität der Künste umzusetzen und eine ungestörte und konzentrierte Arbeit zum jetzigen Zeitpunkt möglich ist.
Vor dem Hintergrund der mittlerweile öffentlich gewordenen Frage nach ihrer politischen Haltung hat Laurie Anderson schließlich entschieden, sich von der Professur zurückzuziehen:
„For me the question isn’t whether my political opinions have shifted. The real question is this: Why is this question being asked in the first place? Based on this situation I withdraw from the project. My colleagues at the University and the Pina Bausch Foundation have discussed this with me at great length and we have jointly decided this is the best way forward.”, so Anderson.
Diese Entscheidung haben sich die Folkwang Universität der Künste, die Pina Bausch Foundation und Laurie Anderson nicht leicht gemacht. Steht sie doch im Kontext des aktuellen Diskurses über Kunst- und Meinungsfreiheit. Zum Selbstverständnis der Folkwang Universität der Künste gehört es, auf Diskurs und Dialog zu setzen. Kunst, Kultur und Wissenschaft sollen dabei die Orte bleiben, an denen die Grenzen des Diskurses aus Prinzip weit sind und die Kontroverse gepflegt wird. Jeder Form von Antisemitismus, Menschenhass und Rassismus tritt die Hochschule entschieden entgegen.
Die Bedeutung und Person Laurie Andersons, u. a. Preisträgerin des Wolf-Preises (vergeben von der in Israel ansässigen Wolf Foundation), wird mit der heutigen Entscheidung in keiner Weise in Frage gestellt.
Das weitere Vorgehen rund um die Besetzung der Pina Bausch Professur wird gemeinsam mit der Findungskommission angegangen werden. Zum Wintersemester 2022|23 hatte die Folkwang Universität der Künste mit Mitteln der Landesregierung NRW die Pina Bausch Professur eingerichtet – benannt nach der weltberühmten Folkwang Alumna Pina Bausch und in Zusammenarbeit mit der Pina Bausch Foundation.
-----
Für WDR 5 Scala vom 29. Januar 2024 ordnet Claudia Dichter die aktuelle Diskussion um den Rückzug von Laurie Anderson wie folgt ein: Laurie Anderson: Doch keine Pina Bausch-Professur
Groß / 26. Januar 2024