Singen als „Muttersprache“ unserer Kinder
Erster Folkwang-Studientag Singen mit Kindern zeigt Antworten und Verantwortung im Bereich kindgerechter musikpädagogischer
(Stimm-) Bildung auf
Essen. Bis auf den letzten Platz war am Samstag, den 06. Februar, der Kammermusiksaal der Folkwang Universität gefüllt: Unter Leitung von Professor Werner Schepp fand hier der erste Studientag Singen mit Kindern statt.
Jahrzehntelang verfolgen wir nun schon die einschlägige Debatte, ob musikalische Erziehung, ob musikalische Bildung sich „rentiere“. Was tun, wenn Musikschulen „zu teuer“ sind, Musik als Schulfach den Gesichtspunkten der „Wirtschaftstauglichkeit“ nicht mehr standhalten kann und der Etat für kirchenmusikalische Arbeit auf ein Minimum reduziert wird? Wenn die Bedeutung von elementarer musikpädagogischer Arbeit utilitaristischen Argumentationen unterliegt und „wegrationalisiert“ wird, gibt es wenig Gewinner und viele Verlierer. Allen voran sind es die Kinder und Jugendlichen, an denen gespart wird. „Musikalische Bildung ist ein Menschenrecht“, proklamierte die NMZ 1999.
Die Institutionen haben alle reagiert, sei es mit Projekten und Initiativen wie „Singpause“ und „Prima canta“, sei es mit Profilklassen, sei es mit der Ernennung von Professuren für den Bereich „Singen mit Kindern“ und der Einrichtung neuer Studiengänge.
Ein Anfang scheint also gemacht – und genau an diesem Punkt versteht der Studientag Singen mit Kindern anzusetzen. Werner Schepp, seit 2007 Professor für Kinderchorleitung an der Folkwang Universität, lädt ein zu einem Blick über den Tellerrand:
„In dem Maße, wie das Singen mit Kindern sich den Weg zurück in die Familien, Kindergärten und Schulen ebnet, wächst auch die Verantwortung für den richtigen Umgang mit der Kinderstimme und dem praktizierten Liedrepertoire. Viel zu häufig reicht die nette Inszenierung singend agierender Kinder schon aus, um über arge stimmliche Defizite hinwegzutäuschen. Wenn es nur nach dem Motto geht: „Hauptsache, es wird überhaupt wieder gesungen“, so ist das als Antwort im Sinne der Ver<antwort>ung zu wenig!“
Referent Andreas Mohr, Professor für Kinderstimmbildung in Osnabrück, gelang mit einer so bestechenden Mischung aus Klarheit und Witz ein Bogenschlag von stimmphysiologischen Grundlagen der Kinderstimmbildung über Bewegungs- und „Haltungs-“Aspekte bis hin zu einem exemplarischen Einblick in sinnvolle Repertoireplanung, dass die rund 120 begeisterten Teilnehmer des Studientages sich mit fünf Applauszyklen bedankten.
Im Anschluss war allen Teilnehmern die Gelegenheit geboten, sich in Workshops bei Lehrenden des musikpädagogischen Fachbereiches der Folkwang Universität fortzubilden, und das aspektreiche Angebot von musikalisch-praktischer Körperarbeit über den angewandten Umgang mit Lesen, Lernen, Auslegen und Arrangieren bis hin zu methodisch-didaktischen Einblicken in das Fach Kinderchorarbeit, fand großen Anklang.
Musikalische Darbietungen der kooperierenden Chorsingschule und der Studierenden der Chorleitungsklassen und Grußworte von u.a. Steven Sloane und Stefan Glaser rundeten den Studientag ab; weitere Studientage sind an der Folkwang Universität bereits jetzt in Planung.
Charlotte Schäfer
(Studentin für Schulmusik und Musikpädagogik)