Stimme und Sprache als Instrument – Ein Interview mit Salome Kammer

Salome Kammer studierte von 1977 bis 1984 Musik mit dem Hauptfach Violoncello an der damaligen Folkwang Hochschule für Musik, Theater und Tanz – Essen. Heute arbeitet sie als Stimmsolistin, Schauspielerin, Sängerin und Cellistin. Clara Küntzle befragte sie zu ihrem Weg dorthin, welcher an Folkwang begann.

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Foto: Christoph Hellhake

 

 

CK: Sie haben von 1977 bis 1984 an Folkwang Musik mit dem Hauptfach Violoncello studiert. Hat sich im Laufe Ihres Studiums Ihr Interesse an Ihrer eigenen Stimme entwickelt? Oder kam dies vielleicht mit der Anstellung an den Städtischen Bühnen in Heidelberg?

 

SK: Während meines Cellostudiums kam die Stimme in der Ausbildung nicht vor. Allerdings habe ich neben dem Studium in einem sehr guten Kammerchor gesungen und dort gute Stimmbildung erfahren. Vielleicht hätte ich zu der Zeit auch Gesang studieren können, aber der klassische Kunstgesang hat mich nicht so sehr interessiert, er war mir zu „künstlich“. Ich suchte nach anderen Ausdrucksformen. Im Schauspiel fand ich zunächst die freie Möglichkeit, meine Ideen von Stimme und Bewegung umzusetzen. So spielte ich das ganze Musikstudium über nebenher in freien Theatergruppen und wurde 1983 von dort aus direkt ins Schauspielengagement am Theater Heidelberg geholt.

 

Wie hat Ihr Studium Ihre Karriere beeinflusst? Was bedeutet Ihnen das Violoncello heute?

 

In den ersten Jahren am Theater habe ich viel Musik auf der Bühne gemacht, allerdings immer mit meinen Schauspielkollegen, die alle keine solche lange Ausbildung an einer Musikhochschule gemacht haben, sondern musikalische Laien waren. Ich sehnte mich nach dem Musizieren auf „meinem Niveau“. Als die Anfrage kam, den Sprechgesangspart von PIERROT LUNAIRE zu machen, war ich hocherfreut, denn hier wurden zum ersten Mal mein Musikstudium und meine Schauspielerstimme gemeinsam gefordert. – Dieses Projekt wurde mein Einstieg in die Arbeit mit der Stimme im Bereich der Neuen Musik. Ich war schon 31 Jahre alt und hatte 8 Jahre professionelle Bühnenerfahrung hinter mir. Nach dem Konzert nahm ich zum ersten Mal Gesangsunterricht, um meine stimmlichen Fähigkeiten zu vertiefen. Der weitere Weg als Sängerin knüpfte größten Teils wieder an mein Musikstudium an.

Das Cello hat mir insofern Glück gebracht, als ich mich 1987 beim Casting zum Film „Die zweite Heimat“ von Edgar Reitz sowohl als Schauspielerin als auch als ausgebildete Cellistin vorstellen konnte und dadurch die Rolle der Clarissa in diesem großen Filmepos zu spielen bekam. Nach den Dreharbeiten habe ich allerdings das Cellospielen jahrzehntelang vernachlässigt. Heute spiele ich wieder ein wenig, aber nur als „Hausmusik“ in verschiedenen Kammermusikformationen. Meine Hände haben die Kraft nicht mehr, die sie im Studium entwickelt hatten.

 

Und wie haben Sie Folkwang in Erinnerung? Haben Sie heute noch Bezug zu Folkwang?

 

Als ich in Essen mit dem Studium begann, waren auf dem Gelände der Abtei noch die Bildenden Künste gemeinsam mit den Musikern, Schauspielern und Tänzern. Ich fand solch eine Situation großartig, all den verschiedenen künstlerischen Richtungen unter den Studenten zu begegnen und natürlich haben sich Freundschaften gebildet – manche davon hält bis heute an.

Zur Hochschule direkt habe ich gar keine Verbindung mehr. Es sind ja schon 37 Jahre vergangen, seit ich dort wegging!

 

Wir bedanken uns herzlich bei Frau Kammer und würden uns freuen, sie auf dem Folkwang Campus wiederzusehen.

 

Clara Küntzle / 28. Januar 2019