Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Essen
Zentrum für Parkinson und andere Bewegungsstörungen
Bewegungsstörungen
Musiker*innen haben ein erhöhtes Risiko an einer länger andauernden oder unwillkürlichen Kontraktion der Muskulatur zu leiden, einer sogenannten „aktionsinduzierten“, fokalen Dystonie. Die Dystonien gehören zu Bewegungsstörungen, die vom zentralen Nervensystem ausgehen. Bei den „aktionsinduzierten“ Dystonien kommt es nur zu diesen Kontraktionen nur bei bestimmten Handlungen.
Eines der bekanntesten Beispiele bei Musiker*innen war Robert Schumann, der möglicherweise seine Karriere als Pianist aufgrund einer Dystonie beenden musste oder der kanadische Pianist Glenn Gould. Allerdings können Musiker*innen aller Instrumentengattungen betroffen sein. Man geht von 1 -2 % aller professionellen Musiker*innen aus, die eine „aktionsinduzierte“ Dystonie im Verlauf ihrer Ausbildung oder Karriere erleiden, von denen 80% männlich sind. Die genaue Ursache ist trotz hohem wissenschaftlichem Interesse nicht bekannt. Als Auslöser gilt eine Überforderung von bestimmten feinmotorischen Abläufen sowie als weitere Risikofaktoren ein übertriebener Perfektionismus, Erfolgsdruck, Übungsstress und Versagensangst.
Die Ausprägung der Erkrankung gestaltet sich höchst unterschiedlich und kann im schlimmsten Fall zu Berufsunfähigkeit führen. Die therapeutischen Ansätze umfassen nicht-medikamentöse, medikamentöse und in Extremfällen operative Therapien. Bei den nicht-medikamentösen Therapien kommen ergotherapeutische Verfahren zum Einsatz. Dies soll dazu führen, betroffene Muskeln zu schonen und zu re-adaptieren. Bei den medikamentösen Therapien stehen verschiedene Substanzen zur Verfügung, die auch bei anderen Formen der Dystonie eingesetzt werden. In den letzten Jahren hat sich dabei z.B. der Einsatz von Botulinumtoxin bewährt, welches fokal die betroffenen Muskeln entspannen kann. Für die operativen Verfahren einer Dystonie mittels einer sogenannten Tiefen Hirnstimulation gibt es bislang nur Einzelfallberichte.