Folkwang

Nayoung Yuk - Folkwang Preisträgerin 2017

Sparte Komposition

Am Sonntag, 02. Juli 2017, wurden die diesjährigen Folkwang Preise verliehen. StudiScout Emily Dilewski hat sich mit Nayoung Yuk unterhalten, die mit dem Folkwang Preis in der Sparte Komposition ausgezeichnet worden ist.

Foto: Privat

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Was bedeutet der Folkwang Preis für dich?

Mich für den Folkwangpreis zu bewerben, war für mich persönlich ein absolut sinnvoller Prozess, in dem ich viel über mich selbst und meine eigene Musik lernen konnte. Innerhalb des Arbeitsprozesses konnte ich mir über die Gedanken und Ziele meiner Musik bewusst werden und diese ordnen. Durch den Folkwangpreis bin ich als Komponistin also auch ein ganzes Stück weiter gekommen.

Mit welchem Thema hast du dich bei deiner mit dem Folkwang Preis ausgezeichneten Arbeit auseinandergesetzt?

Das Thema meines Vortrags war „Die Sprache in meiner Musik”. Innerhalb dieses Vortrags spreche ich über die von mir komponierten „Stücke Trencadis" für großes Orchester, „Aus der Tiefe" für Bassklarinette, Cello, Kontrabass und Klavier sowie „Dazwischen" für Klavier Solo.

Wie bist du an das Thema herangegangen?

Ich habe mir die Fragen gestellt: Was ist meine Musik eigentlich? Was zeichnet meine Musik aus? Dies sind natürlich keine ganz einfachen Fragen, trotzdem denke ich, dass es sehr wichtig ist, sich damit auseinanderzusetzen als Komponistin. Wie sehe und kommentiere ich selbst meine Musik? Diese Fragen habe ich innerhalb meiner Arbeit beantwortet.

Wie sieht die Umsetzung aus?

Es gibt drei Aspekte, die ich berücksichtigt habe: die ursprünglichen Ideen, die koreanischen Aspekte in meiner Musik sowie intuitive und diskursive Aspekte.
Intuition ist ein wichtiges Wort in meiner Komposition. Für meine Musik entwerfe ich einen groben Plan. Er begrenzt meine musikalische Fantasie nicht, sondern gibt der Musik noch mehr Freiheit! Die musikalische Entwicklung wird durch meine Intuition konkretisiert. Für mein Stück plante ich am Anfang, wie ich es konstruieren wollte und wie der Plan in meinem Werk inhaltlich funktionieren sollte. Am Ende verglich ich mein Stück und meinen Plan. Während ich das Stück komponierte, vollzog ich immer wieder Analysen und Änderungen, um die Richtung und das Ziel nicht zu verlieren. Ich bin in Südkorea geboren und habe dort über 20 Jahre gelebt. Natürlich habe ich auch die koreanische traditionelle Musik kennengelernt. Als Kind spielte ich verschiedene koreanische Instrumente. Und als Chorsängerin des World Vision Children’s Choir habe ich viele koreanische traditionelle Lieder gesungen. Diese Erfahrungen haben mein musikalisches Grundgefühl sehr beeinflusst und sind immer noch vorhanden, obwohl ich jetzt in Deutschland lebe. Was ist das Koreanische an meiner Musik? Ich denke, dass es so etwas wie eine koreanische Farbe in meiner Musik gibt. Diese kann einfach nur als Klangfarbe der verwendeten koreanischen Instrumente vorkommen oder als Farbe der Musik im Ganzen. Sie kann sich innerhalb meiner Musik mit den verschiedenen Möglichkeiten weiter entwickeln. Darüber spreche ich unter anderem innerhalb meiner Arbeit auch.
Mit den ursprünglichen Ideen und Inspirationen habe ich schließlich komponiert. Durch sie habe ich meine Musik erklärt, die mit den verschiedenen Möglichkeiten der Kombinationen von Klängen, musikalischen Elementen und Klangfarben arbeitet.

Was inspiriert dich bei deinen Kompositionen?

Es ist für mich immer sehr interessant, wenn ich neue Stücke komponiere und vorbereite. Ich überlege, wie ich meine musikalische Idee im Stück ausdrücken kann und was ich in diesem Stück hören möchte. Viele verschiedene Dinge inspirierten mich zu meiner mit dem Folkwangpreis ausgezeichneten Komposition, zum Beispiel der Klang von verschiedenen Instrumenten, der Schall meines Umfeldes, die soziale Situation, meine Gefühle, diverse Kunstwerke usw.

Wie bist du mit schwierigen Momenten innerhalb deiner Kompositionsphasen umgegangen?

Wenn ich bei einem Stück zum Beispiel nicht weiter komme, versuche ich mich erstmal mit etwas ganz anderem abzulenken. Beispielsweise schaue ich mir irgendwelche künstlerischen Werken an, gehe raus in den Park und genieße die Natur oder spreche mit Freunden. Danach, mit neuer Frische und Konzentration, versuche ich die Partitur wieder ganz objektiv zu betrachten. Ich kann dann wieder klare Gedanken fassen und finde mein Ziel wieder, das ich zuvor aus den Augen verloren habe.

Was sind deine zukünftigen Arbeitsziele?

Als Komponistin bleibe ich stets neugierig und offen für Unbekanntes. Neue Eindrücke und Gedanken werden bei mir sofort in Musik gedacht. Als Ziel setze ich mir also zunächst, weiterhin alles als Möglichkeit für neue Inspiration zu sehen und in dieser Richtung weiterhin so flexibel zu sein. Alles kann ein Ausgangspunkt für ein neues Stück sein.

Anlässlich des 90-jährigen Bestehens der Folkwang Universität der Künste läuft ja momentan die Kampagne „Folkwang ist…“. Was ist Folkwang für dich?

Folkwang für mich eine sehr schöne Motivation, weiter an mir und meiner Musik zu arbeiten!

Ein Beitrag im Rahmen des Projekts „Folkwang StudiScouts“.

 

Emily Dilewski / 11. Juli 2017