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Nachruf zum Tod von Ralf Galberg

Die Folkwang Universität der Künste trauert um den langjährigen Folkwang-Mitarbeiter Ralf Galberg, der am 30.07.2022 im Alter von 68 Jahren verstorben ist.

Foto: Jorge Vallejo

Foto: Jorge Vallejo

 

Als gelernter Vermessungstechniker kam Galberg 1977 an die damals noch Staatliche Hochschule für Musik Ruhr (heute Folkwang Universität der Künste). Während seiner Berufstätigkeit machte er eine Lehre zum Informationselektroniker und war seit dem Jahr 1982 zunächst als Techniker, später als Technischer Angestellter beschäftigt und engagierte sich unter anderem im Personalrat.


In einem persönlichen Nachruf erinnert sich Folkwang Professor Thomas Neuhaus an seinen langjährigen Kollegen:


„Raaalf …!“ So schallte es öfter, mal mit mehr, mal mit weniger Panik in der Stimme, durch die Räumlichkeiten des Instituts für Computermusik und Elektronische Medien (ICEM), wenn die Dinge nicht so funktionierten, wie sich der/die Studierende (und oft auch: Lehrende) das vorgestellt hatte.
Selbst wenn es in Wirklichkeit gar nicht so häufig vorkam, wie es im Nachhinein scheint, wurde dieser Hilferuf zum geflügelten Wort im Institut, denn eins war selbstverständlich: Wenn man nicht mehr weiterwusste, fragte man Ralf Galberg. Der fand dann entweder den Fehler (der oft nur eine Fehlbedienung war) oder er hatte eine alternative Lösung. Unzufrieden war man anschließend jedenfalls so gut wie nie.

Ralf Galberg war auch die erste Anlaufstelle für Fragen der Art: „Wo ist Gerät X geblieben?”, „Wie war das Audionetz damals geplant?”, „Wo laufen die Leitungen zur Neuen Aula her?” Er wusste alles, was das Institut angeht, vieles an Folkwang-Geschichte und auch Geschichten darüber hinaus. Er war unser Langzeitgedächtnis.

Er war schon Teil des ICEM, als es noch gar kein ICEM gab: 1977 kam der ausgebildete Vermessungstechniker an die damalige „Staatliche Hochschule für Musik Ruhr” (heute Folkwang Universität der Künste). Zunächst arbeitete er als Dienstwagenfahrer und Mitarbeiter im Bereich Technik und Hausverwaltung. Durch den Kontakt mit dem damaligen Elektronischen Studio und dessen Gründer und Leiter Dirk Reith wurde sein Interesse an Elektronik geweckt, und nach einer weiteren, berufsbegleitenden Ausbildung zum Informationselektroniker wurde er 1982 als Mitarbeiter im Elektronischen Studio übernommen.

Seitdem war er an allen Auf-, Um- und Neubauten sowie bei allen Entwicklungen und Veränderungen des Elektronischen Studios und späterem ICEM (mit seinen mittlerweile acht Studios) mit großem Engagement und großer Leidenschaft beteiligt.
Mögen Leute, die täglich in einem der Studios arbeiten, dieses vielleicht im Detail besser kennen, so kannte keiner alle Studios so gut wie Ralf Galberg. Er kannte sie nicht nur, er hatte große Teile von ihnen selbst gebaut! So hat er zuletzt 2017 das Analogstudio „Studio A”, die neue Heimat des SynLab, komplett alleine neu gebaut. Und in der Woche vor seinem plötzlichen Tod legte er am Umbau unseres Studio 2 ebenfalls kräftig Hand an.

„Hand anlegen” war bei Ralf Galberg dabei keineswegs auf Elektrotechnik beschränkt. Seine handwerklichen Fähigkeiten waren umfassend: Elektrotechnik, Holz- und Metallverarbeitung bis hin zu Maler- und Klempnerarbeiten. Für alles war er zu haben und für nichts war er sich zu schade. Er baute Akustikelemente genauso wie Teeküchen, er reparierte die Kaffeemaschine genauso wie die Endstufe eines Studiomonitors.
Und wenn man aus dem Sommerurlaub kam, konnte es vorkommen, dass er in der Zwischenzeit frisch gestrichen hatte, weil ihm der alte Anstrich zu abgenutzt vorgekommen war.
Typisch für ihn war beispielsweise, was er in seiner letzten Mail (vom 27.07.2022) an mich schrieb: „Die Klimaanlage tropft etwas (Kondenswasser). Schlecht isoliert. Das repariere ich morgen selber, sonst dauert es Monate.”
 
So wie Ralf Galberg Teil des Instituts war, so war sicher auch das Institut ein Teil von ihm. Er hat sich daher einen „weichen Übergang” in sein Rentnerleben gewünscht und nach seinem Renteneintritt noch fast drei Jahre mit abnehmender Stundenzahl weiter am Institut gearbeitet. Diese Übergangszeit wäre mit Ende des Jahres ausgelaufen. Doch noch letzte Woche schrieb er mir, er könne sich vorstellen, ein zusätzliches Jahr (mit erneut reduzierter Stundenzahl) weiter zu machen, und zudem für projektweise Mitarbeit auch „auf Rechnung” zu arbeiten.

Diese Leidenschaft und Identifikation mit dem Institut und seinen Menschen kamen bei Ralf Galberg zusammen mit einer freundlichen, verbindlichen Art, mit fast immer guter Laune, einer guten Prise Humor und der Lust, immer etwas besser machen zu wollen. Das machte ihn nicht nur zu dem wunderbaren Kollegen, der er war, sondern zur guten Seele des Instituts.
Diese gute Seele war seit meiner Studienzeit immer da und hat mich und alle anderen seit 40 Jahren begleitet. Ein ICEM ohne Ralf Galberg ist nur schwer vorstellbar.

Ich hatte leider nie die Gelegenheit, seine Familie kennenzulernen, der ich an dieser Stelle mein tiefstes Beileid für den Verlust dieses wunderbaren Menschen ausdrücken möchte.

Prof. Thomas Neuhaus

 

03. August 2022