Folkwang

Wir nehmen Abschied von Prof. Dr. Heinz Barentzen, Gründer der Hochschulstiftung Folkwang

Folkwang trauert um den Gründer der Hochschulstiftung Folkwang, Prof. Dr. Heinz Barentzen, der am Sonntag, dem 21. Januar 2018, im Alter von 77 Jahren verstorben ist. Beate Jankowski, in der Geschäftsstelle des Rektorats der Folkwang Universität der Künste u. a. verantwortlich für den Bereich Förderung und Stiftung, erinnert sich in einem persönlichen Nachruf an Prof. Dr. Barentzen.

Foto: privat

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Prof. Dr. Heinz Barentzen ist am 21. Januar 2018 im Alter von 77 Jahren gestorben. Er war ein anerkannter Forscher, ein großartiger Förderer und ein warmherziger Mensch. Wir verlieren einen Freund.


Prof. Dr. Barentzen war bescheiden. Im Jahr 2012 durfte ich ihn anlässlich eines Interviews für einen Artikel in dem Magazin Stiftungswelt gemeinsam mit meiner Kollegin Maiken-Ilke Groß kennenlernen. Die von Prof. Dr. Barentzen 2009 gegründete Hochschulstiftung Folkwang hatte sich 2012 dazu entschieden, die Mitgliedschaft im Bundesverband der deutschen Stiftungen zu beantragen und er war persönlich gebeten worden, sich in einem Artikel für die Stiftungswelt vorzustellen und seine Beweggründe für die Stiftungsgründung darzulegen. Es war ihm sehr unangenehm, sich selbst so in den Mittelpunkt zu stellen und so schlugen wir ihm vor, ein Interview mit ihm zu führen, aus dem dann der Artikel über ihn entstehen sollte. Er stimmte zu und lud zu Erdbeerkuchen und Kaffee ein.


Im Laufe des Gesprächs erfuhren wir viele Einzelheiten aus seinem Leben, das bereits in der Kindheit von schweren Schicksalsschlägen geprägt war: Prof. Dr. Heinz Barentzen, 1940 geboren, verlor früh seine Eltern. Sein Vater, Opernsänger an der Oberhausener Bühne, fiel 1945 mit 25 Jahren im Krieg. Seine Mutter kam zwei Jahre später bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Prof. Dr. Heinz Barentzen war mit sieben Jahren Vollwaise und zog zu seiner Großmutter nach Essen. Er war zwölf Jahre alt, als die Großmutter erkrankte. Mit 16 Jahren erhielt er mit Einwilligung des Jugendamtes in unmittelbarer Nachbarschaft zum Gymnasium Oberhausen eine eigene Wohnung.


Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte Prof. Dr. Heinz Barentzen Physik an der TH Darmstadt und promovierte 1970 an der Universität Münster. Nach einigen Jahren als Assistent an der Universität Dortmund erfolgte 1975 seine Anstellung als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim a. d. Ruhr. Da sich Prof. Dr. Heinz Barentzen auch stets der Einheit von Forschung und Lehre verpflichtet fühlte, habilitierte er sich 1981 an der Universität Dortmund, die ihn 1985 zum apl. Professor für Physik ernannte. Von 1989 bis 2011 arbeitete er am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart an aktuellen Problemen der modernen Festkörpertheorie. Im Ruhestand engagierte er sich für die Stiftungsarbeit, ausgesuchte Forschungsprojekte und seine große Leidenschaft – das Klavierspiel.


Der Entschluss, eine Stiftung zu gründen, entstand 2008. Die Familie seiner Ehefrau Elke Luise hatte Prof. Dr. Heinz Barentzen in jungen Jahren herzlich in Essen, dem Wohnort der Familie, aufgenommen. Es entstand der Wunsch, den Grundbesitzt der Familie einer Institution in Essen zu hinterlassen. In Erinnerung an seine Kindheit bei der Großmutter in Essen sagte er einmal: „Was Essener geschaffen haben, soll auch in Essen bleiben.“. Mit großer Bewunderung für die Leistung der Folkwang Schülerinnen und Schüler hatte er - damals selbst Schüler - die Folkwang Universität der Künste als eine der bedeutenden Institutionen in Essen im Blick. Später, im Alter von 40 Jahren nahm Prof. Dr. Heinz Barentzen Klavierunterricht bei einem Folkwang Studenten und er erlebte selbst die Faszination der Musik und welche Bedeutung es hat, Menschen in dieser künstlerischen Exzellenz zu unterstützen. So entstand die Idee für eine Stiftung, die jungen Studierenden der Folkwang Universität der Künste künstlerische (Lehr-)Veranstaltungen und Ausstattung, Stipendien und Gastvorträge zur Verbesserung der Qualität in Lehre und Studium ermöglicht.


Prof. Dr. Heinz Barentzen sah sich selbst im Rahmen der Stiftung als „Verwalter auf Lebenszeit“. Er gründete seine Stiftung auf ausdrücklichen Wunsch hin nicht mit seinem Namen. Er nahm den Begriff „Bürgerschaftliche Stiftung“ wörtlich: Die Stiftung sollte keiner bestimmten Person zugeordnet werden. Er wünschte sich eine Stiftung, die blühen und gedeihen soll und der sich viele Gleichgesinnte anschließen.


Trotz der vielen Schicksalsschläge erzählte uns Prof. Dr. Barentzen seine Lebensgeschichte ohne Wehmut. Er war dankbar für ein Leben, das eine so gute Wendung genommen hatte, und für viele gute gemeinsame Jahre mit seiner Ehefrau Elke Luise, die im Jahr 2000 verstarb.


„Ohne Kunst wäre unser Leben nicht lebenswert. Der Gedanke, dass wir Kunst brauchen, ist mir ein wichtiges Anliegen“, formulierte Prof. Dr. Heinz Barentzen. Die Folkwang Universität der Künste wird dafür einstehen, dass dieses Anliegen und Ansehen von Prof. Dr. Heinz Barentzen nicht vergessen wird. Es ist jetzt unsere Aufgabe, den von ihm vorgegebenen Weg der Hochschulstiftung Folkwang fortzusetzen. 

 

Foto: privat

 

Beate Jankowski / 22. January 2018