Die Folkwang Universität der Künste trauert um ihren ehemaligen Professor Peter-Georg Bärtsch, der, wie wir jetzt erfuhren, im Alter von 78 Jahren verstorben ist. Der Schauspieler und Sprachcoach Bärtsch (Jahrgang 1946), geboren in Chur, Schweiz, hatte vom Sommersemester 1993 bis Juli 2011 eine Professur im Fach Sprechen an Folkwang inne. Im Anschluss war er noch bis Ende 2012 als Lehrbeauftragter an der Folkwang Universität der Künste beschäftigt. Neben seiner Lehrtätigkeit widmete Bärtsch sich auch der Gremienarbeit und war vier Jahre Dekan des Fachbereichs Darstellende Künste.
Sein ehemaliger Student, der Regisseur Jakob Arnold, erinnert sich in einem persönlichen Nachruf an Prof. Peter-Georg Bärtsch:
In memoriam Peter Bärtsch
Es gibt Dozierende, deren Wirken weit über den bloßen Unterricht, über die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten, hinausgeht – ihnen gelingt es, etwas Grundsätzliches über den Gegenstand ihrer Lehre mitzuteilen, über die Kunst des Schauspielens und des Theaters an sich. Peter Bärtsch war ein solcher Dozent. Als Professor für Sprecherziehung und langjähriger Dekan prägte er den Fachbereich Darstellende Künste der Folkwang Universität der Künste nachhaltig mit Weit- und Umsicht. Nicht nur seine herausragende Expertise in der Sprecherziehung, sondern auch sein unermüdlicher Einsatz für die Studierenden machten ihn so besonders als Lehrer und Mensch. Nicht selten begleitete er seine Studierenden noch Jahre nach ihrem Studium und hielt in enger Treue und mit großem Interesse den Kontakt.
In der Sache war Peter Bärtsch kompromisslos und von einer liebevollen Strenge: Seine Unterrichts- und Coachingeinheiten waren fordernd, sein Ton manchmal rau, aber immer von größter inhaltlicher Prägnanz. Peter Bärtsch lebte für das Theater, und das spürten alle, die das Glück hatten, mit ihm arbeiten zu dürfen. Er trat jeder falschen Esoterik entgegen; Sprecherziehung verstand er als Handwerk, um die inhaltlichen Aussagen der Texte ins Rampenlicht zu rücken. Das Sprechen auf der Bühne als Akt des Mitteilens – diese nüchterne und klare Haltung übertrug sich auf die Ensembles und führte auf das Wesentliche der Theaterarbeit zurück. In dieser Hinsicht war Peter Bärtsch viel mehr als ein Sprecherzieher, denn er trug bisweilen entscheidend zum Gelingen einer Aufführung und zur Brillanz der Schauspieler*innen bei.
Darüber hinaus war Peter Bärtsch eine Theaterpersönlichkeit, wie man sie in der Lehre nur selten antrifft. Als landesweit gefragter Sprech- und Stimmtrainer arbeitete er mit prägenden Regie- und Theatergrößen des 20. und 21. Jahrhunderts zusammen: Frank Baumbauer, Dimiter Gotscheff, Andrea Breth, Christoph Marthaler, Frank Castorf, Johan Simons … Peter Bärtsch begleitete ihre Inszenierungen und arbeitete in diesem Zusammenhang mit vielen prominenten Schauspieler*innen. Häufig ergaben sich hieraus enge Kontakte, die auch über die Projekte hinaus anhielten. Aus alldem resultierte ein Anekdotenschatz, den Peter Bärtsch gerne zum Besten gab – und der ihn zu einem lebendigen Stück Theatergeschichte werden ließ.
Obwohl sich in den letzten Jahren sein Gesundheitszustand verschlechterte, dachte Peter Bärtsch nicht ans Aufhören: Sowohl an der Akademie für Darstellende Kunst in Ludwigsburg als auch an der Folkwang Universität der Künste war er noch viele Jahre nach seiner Pensionierung als Dozent tätig. Darüber hinaus begleitete er weiterhin Regisseur*innen an größere und kleinere Theater. Für den gebürtigen Schweizer blieb das Theater bis zuletzt seine Heimat; erst ein Herzinfarkt im Jahr 2022 führte dazu, dass er sich aus dem Theaterleben zurückzog. Nun ist Peter Bärtsch in Essen gestorben.
Jakob Arnold / 05. Juli 2024