Pressestimmen 

„Blick zurück in die Zukunft“

WAZ Kultur, Essen, 09.03.2010
Sarah Heppekausen

Die Frauen – und auch ein paar Männer – laufen in dünnen Unterkleidern über die Bühne, binden sich die Haare. Dann ziehen sie ihre Bahnen mit bunten Stofftüchern. Diese reibend werden sie zu Waschweibern, mit ihnen über den Boden rutschend zu Putzfrauen. Die Frauen erledigen pflichtgemäß ihre Arbeit, nur die Herren im Anzug  - und das sind nur Männer – stellen sich ihnen gelegentlich in den Weg, nerven mit ihren Reden über „strukturieren, optimieren, wegsanieren“. Susanne Linke zeigt die Frau als das unterdrückte Wesen, unermüdlich und doch erschöpft arbeitet sie an der Überwindung ihres vermeintlichen Schicksals.
1981 choreographierte Susanne Linke ihr „Frauenballett“. Für die 2. Biennale Tanzausbildung studierte sie es jetzt neu ein, wie damals auch heute mit dem Folkwang Tanzstudio. Ihr gesellschaftliches Anliegen mag nicht mehr so brennend sein wie noch vor 30 Jahren, Probleme der Emanzipation sind wohl nicht mehr die dringlichsten der nachwachsenden Tanzgeneration. Trotzdem funktioniert das „Frauenballett“ auch im Jahr 2010. Vielleicht liegt es an der konzentrierten, strengen Form der Choreographie, die sich zeitlos über die Jahre rettet, vielleicht auch an der Komik, mit der sich den Tänzer den Rollenklischees nähern. …

„Die Dichterin der Bewegung“

Susanne Linkes „Frauenballett“ wieder einstudiert

WAZ/NRZ, 1.03.2010
Beatrix Stan

1981 entstand Terre des Femmes Deutschland. Eingefordert werden sollten „Menschrechte für die Frau“. Für sie schuf die Folkwang-Choreographin Susanne Linke im selben Jahr ihr „Frauenballett“.  In einer öffentlichen Vorpremiere war die Wiedereinstudierung der berühmten Choreographie in der Neuen Aula zu sehen.
Es war ein Gefühl der Teilnahme an einer Welttournee. Eine solche hatte das Stück ja bereits hinter sich. Es läutete eine Woche der theoretischen Beschäftigung mit dem Tanz, insbesondere der Rekonstruktion von Choreographie, in Workshops  mit Gastdozenten und Eleven von sieben Tanzinstitutionen ein.
Fast drei Jahrzehnte nach seinem Entstehen wirkt das Stück archaisch und aktuell; eine Eigenschaft, die große Kunst gemeinhin auszeichnet. Zu den harmonisch-beschaulichen Klängen der Renaissance-Gitarre, aber auch der bedrohlich wirkenden Avantgarde-Bearbeitung von Krzysztof Pendereckis Version des « Magnificat » traten die zwölf Tänzer, sechs Frauen und sechs Männer, in Aktion. Von den letzteren aber drei in Frauenkleidern, seidig-geschmeidig mit Träger-Tops und in gefälligen Pastellen. Im Kontrast dazu drei Männer in grauen und braunem Herrenanzug, die schwarzen Schuhe auf Hochglanz gewichst. Die Farbe dagegen lag auf Seiten der Seidigen: Sie befanden sich im Besitz von langen Stoffbahnen in Rot- und Gelbtönen, die in immer neuen Variationen getreten, gefaltet, getragen und gespannt wurden und die ansonsten kahle Bühne stets aufs Neue in ein wallendes Farbenmeer verwandelten. …