Folkwang

Richard Siegal übernimmt Gastprofessur „Zeitgenössischer Tanz" an Folkwang

Der international renommierte Tänzer und Choreograph beginnt im Januar 2025 die Arbeit mit dem Folkwang Tanzstudio und Studierenden der Tanzkomposition für „Lunar Cycle“

Dem Institut für Zeitgenössischen Tanz der Folkwang Universität der Künste ist es gelungen, den international renommierten Tänzer und Choreographen Richard Siegal als Gastprofessor zu gewinnen. Ab Mitte Januar wird er seine Arbeit mit den Tänzer*innen des Folkwang Tanzstudios (FTS) und Studierenden aus dem Masterstudiengang Tanzkomposition aufnehmen.

Foto: Evangelos Rodoulis

Foto: Evangelos Rodoulis

 

Mit seiner choreographischen Arbeit lotet Siegal die Formen des zeitgenössischen Tanzes in Zusammenarbeit mit Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Disziplinen wie Musik, Kunst, Architektur, Design und Mode kontinuierlich neu aus und steht für maßgebende Impulse innerhalb gegenwärtiger Tanzpraxen und ästhetischer Positionen. Die Gastprofessur „Zeitgenössischer Tanz“ mit Richard Siegal unterstreicht die Verbindung der Künste für ein interdisziplinäres Lehren, Lernen und Produzieren an Folkwang in besonderer Weise.

 

Im Zentrum seiner Gastprofessur steht die Vorbereitung der Produktion „Lunar Cycle“ mit dem FTS und Folkwang Studierenden aus dem Masterstudiengang Tanzkomposition, die vom 14. März bis zum 13. April im Museum Folkwang zu erleben sein wird. „Lunar Cycle“ erkundet über den Zeitraum eines Mondphasenzyklus die menschliche Bewegung als Reaktion auf den Klimawandel und verwebt Geodaten schmelzender Polkappen mit Performance, Licht und Projektionen, Sound und Live-Musik zu einer meditativen und multisensorischen Erfahrung.

 

„Ich fühle mich geehrt, mit der Geschichte der Folkwang Universität der Künste verbunden zu werden, und bin dankbar für die Möglichkeit, diese Gruppe junger Tänzer*innen in einem kreativen Prozess anzuleiten, der von ihnen verlangt, ihre Kunst auf ein Thema anzuwenden, das sie und künftige Generationen am meisten betrifft“, sagt Richard Siegal.

 

Das interdisziplinäre Projekt entsteht in Zusammenarbeit mit dem Museum Folkwang, dem Ballet of Difference, dem Ensemble Musikfabrik und der Folkwang Universität der Künste.

 

Zur Person Richard Siegal
Der US-amerikanische Tänzer und Choreograph Richard Siegal lotet die Möglichkeiten des zeitgenössischen Tanzes kontinuierlich neu aus. In Zusammenarbeit mit Künstler*innen unterschiedlichster Disziplinen hat er ein international beachtetes Oeuvre geschaffen, das sowohl in Bühnenproduktionen und Performances als auch in Projekten mit Neuen Medien oder Film und Publikationen zum Ausdruck kommt.

 

Zwischen 1997 und 2004 tanzte Richard Siegal im Ensemble des Ballett Frankfurt unter der Leitung von William Forsythe. Nach Gründung der interdisziplinären Forschungs- und Produktionsplattform „The Bakery“ im Jahr 2006 etablierte Siegal 2016 die Kompanie „Ballet of Difference“, die sich als Alternative zum institutionalisierten Ballett der Gegenwart begreift und die Grenzen von dem befragt, was in unserer Gesellschaft als normativ gilt. Zwischen 2019 und 2024 war das Schauspiel Köln die Heimat von Richard Siegal / Ballet of Difference. Ab der Spielzeit 2025/26 übernimmt er die Sparte Ballett am Staatstheater Nürnberg.

 

Siegal erhielt Aufträge von Kunstinstitutionen wie Bayerisches Staatsballett, Staatsballett Berlin, Ballet National de Marseille, Ruhrtriennale, Göteborg Operans Danskompani, Cedar Lake Contemporary Ballet, Sao Paulo Dance Company, Tanztheater Wuppertal Pina Bausch, Festival d'Automne, Munich DANCE Biennial, The Forsythe Company, Ircam, Centre Pompidou, Tanz im August, Ballett Frankfurt, Théâtre National de Chaillot und kooperierte mit dem Kolumba Museum Köln.

 

Von 2005 bis April 2015 war er Associated Artist bei The Forsythe Company. Er war außerdem Artist in Residence bei der Ruhrtriennale, The Baryshnikov Arts Center, ZKM/Karlsruhe, Bennington College, Festspielhaus St. Pölten und Muffatwerk/München.

 

Siegals Projekte wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem New York Dance and Performance „Bessie Award“, dem französischen S.A.C.D.-Preis, dem Deutschen Theaterpreis „Der Faust“ und dem Münchner Tanzpreis 2013. Er ist außerdem ein MacDowell Fellow und Ehrenmitglied von „Benoit de la Danse“ des Bolschoi Balletts.

 

Gastprofessur „Zeitgenössischer Tanz"
Mit Beginn des Wintersemesters 2019|2020 wurde die Gastprofessur „Zeitgenössischer Tanz“ am IZT eingerichtet.

 

Die Konzeption einer Gastprofessur steht in der Tradition der Folkwang Tanzausbildung, die von Beginn an auf ein gleichberechtigtes Nebeneinander unterschiedlicher Tanztechniken und Ästhetiken setzte und die auch in ihrer gegenwärtigen Ausbildung den Anschluss an zeitgenössische Tanzpraxen pflegt. Ein auf der Höhe der Zeit ganzheitlich geschulter Tänzerkörper sowie eine größtmögliche ästhetische Vielfalt prägten nicht nur das Werk von Kurt Jooss, sie waren auch maßgebend für die nachfolgenden Generationen an Folkwang.

 

Die zeitgenössische Tanzpraxis ist durch ihre Verschiedenartigkeit hinsichtlich ihrer Tanztechniken, Produktionsprozesse und ästhetischen Positionen gekennzeichnet. Tanztechniken wie Floorwork, Release, Gaga, Partnering etc. verändern das Verständnis von zeitgenössischem Tanztraining. Produktionsprozesse und Bühnenästhetik entwickeln sich kontinuierlich weiter. Dem IZT ist es ein zentrales Anliegen, neben einer fundierten bewegungspraktischen Ausbildung den Zugang zu unterschiedlichen ästhetischen Positionen zu öffnen. Dank der wechselnden Gastprofessur ist das IZT in seiner Lehre und in seinem künstlerischen Schaffen flexibel und reagiert auf aktuelle Entwicklungen in der Tanzszene.

 

Die Begegnung mit den Tanztechniken, kreativen Arbeitsprozessen und Produktionsweisen der jeweiligen Gastprofessor*innen stärkt nicht nur die Methodenvielfalt des IZTs, sie ist auch für die Studierenden zur Ausbildung einer eigenen, individuellen Künstler*innenpersönlichkeit und einer praxisnahen Auseinandersetzung mit ihrem künftigen Arbeitsmarkt von zentraler Bedeutung. Die Arbeit mit den in der Tanzszene verankerten Gastprofessor*innen begünstigt den Ausbau von beruflichen Netzwerken bereits während des Studiums und fördert den Einstieg in den Beruf.

 

Zum Institut für Zeitgenössischen Tanz

 

 

 

Roenneke / 13. Januar 2025