Zurück in die Zukunft: Archivkunst, soziale Bewegungen und Zeitlichkeiten
In diesem Seminar zum Thema kulturelles Gedächtnis werden wir über künstlerische Strategien sprechen, mit denen Archivmaterialen sozialer Bewegungen in zeitgenössischen (audiovisuellen) Texten Verwendung finden, sei es als Hommage, Re-enactment, durch Zitate oder die Verwendung von archivarischem Bild- und Tonmaterial. Solche Bezüge auf frühere politische Auseinandersetzungen über die Themen Geschlecht, Sexualität, Klasse, Race und Behinderung tragen dazu bei, dass bereits früher erworbenes Wissen vom Speichergedächtnis ins Funktionsgedächtnis (Assmann) überführt wird. Häufig werden lineare Vorstellungen von Zeit durch das erneute Zirkulieren von Archivmaterial in Frage gestellt, so dass in unseren Diskussionen aktuelle kulturwissenschaftliche Theorien über Zeitlichkeiten eine zentrale Rolle einnehmen werden. Nicht zuletzt werden wir uns mit fiktionalen Archiven und deren Bezügen zu sozialen Kämpfen auseinandersetzen. Das Symposium „Kategorisierungen von Geschlecht und kulturelles Gedächtnis von LSBTIQ in Theorie, musealer Praxis und Kunst“, das am 8. und 9. Juni im Quartier Nord stattfinden wird, wird Teil des Seminars sein. Für die Teilnehmenden besteht die Möglichkeit, sich aktiv am Symposium zu beteiligen.
In der ersten Woche der vorlesungsfreien Zeit, am 21. und 22. Juli, werden wir bei einer gemeinsamen Exkursion zur Documenta 15 nach Kassel (mit Übernachtung) erkunden, wie die im Seminar erarbeiteten Theorieansätze auf zeitgenössische Kunst und das kuratorische Konzept der diesjährigen Documenta bezogen werden können.