Folkwang

Folkwang zeigt "The Turn of the Screw"

Interview mit Dan Tian in der Rolle des Waisenjungen Miles

Die Folkwang Operninszenierung von Benjamin Brittens "The Turn of the Screw" feierte am 6. Dezember Premiere. Wer die Oper noch sehen möchte, hat am 12. Dezember, um 19.30 Uhr die letzte Gelegenheit dazu. Die Oper wird in der Neuen Aula am Campus Essen-Werden gezeigt. StudiScout Emily Dilewski hat die DarstellerInnen vor der Premiere interviewt.Alle bisher veröffentlichten Steckbriefe finden Sie hier.

Dan Tian spielt Miles (Foto: Emily Dilewski)
Maskenprobe (Foto: Helena Grebe | Folkwang Universität der Künste)
Maskenprobe (Foto: Helena Grebe | Folkwang Universität der Künste)
Generalprobe (Foto: Helena Grebe | Folkwang Universität der Künste)
Generalprobe (Foto: Helena Grebe | Folkwang Universität der Künste)
Generalprobe (Foto: Seda Karaoglu | Folkwang Universität der Künste)
Generalprobe (Foto: Seda Karaoglu | Folkwang Universität der Künste)
Generalprobe (Foto: Seda Karaoglu | Folkwang Universität der Künste)
Generalprobe (Foto: Seda Karaoglu | Folkwang Universität der Künste)
Generalprobe (Foto: Seda Karaoglu | Folkwang Universität der Künste)

 

Zum Stück:
Auf dem abgelegenen englischen Landsitz Bly sind die Gouvernante Miss Jessel und der Diener Mister Quint ums Leben gekommen. Der Vormund der beiden Waisenkinder Flora und Miles wirbt eine junge, unerfahrene Frau als neues Kindermädchen und zur Unterstützung der Haushälterin Mrs. Grose an. Unter der Bedingung ihn niemals mit Problemen bei der Erziehung zu behelligen, soll sie sich fortan um die beiden kümmern. Zunächst ist die neue Gouvernante ganz entzückt von beiden Schützlingen, doch schon bald zieht die unheimliche Atmosphäre des Hauses sie in ihren Bann. Die Geister der verstorbenen Angestellten erscheinen ihr und üben offenbar noch als Tote Einfluss auf die Kinder aus. Als die Gouvernante dem Vormund darüber berichten will, lässt Miles den Brief verschwinden. Die Ereignisse spitzen sich zu …

Im Zentrum von Benjamin Brittens Kammeroper „The Turn of the Screw“ (UA Venedig 1954), basierend auf Henry James gleichnamiger Novelle aus dem Jahr 1898, steht die Schwierigkeit Gut und Böse, Realität und Fiktion, Albtraum und Psychose voneinander zu unterscheiden. Britten spielt mit dem Verlust der Unschuld und ihrer unkontrollierbaren Unterwanderung durch das Böse. Mit wenig Personal kreiert Britten eine dichte, spannungsgeladene Atmosphäre. Klaustrophobie, Verführung und Zweideutigkeit spiegeln sich auch in der präzisen und packenden Musik dieser Oper wieder, die von einem nur 13-köpfigen Orchester getragen wird.

Weitere Informationen zur Oper finden Sie hier.


Dan Tian in der Rolle des Waisenjungen Miles

1. Was bedeutet es für Dich in einer Partie von Britten auf der Bühne zu stehen?

Es macht großen Spaß, ist natürlich aber auch schwer. Die Sprache hat mir am Anfang Probleme bereitet. Ich muss jetzt in zwei Fremdsprachen denken: Deutsch und Englisch. Außerdem war es schwierig für mich die Oper allein durch das Einstudieren der Musik zu verstehen. Viele meiner Fragen wurden dadurch geklärt, dass ich mir die Oper als Ganzes angeschaut  und zusätzlich noch das Buch gelesen habe. Man muss auch dazu sagen, dass Brittens Opern musikalisch sehr anspruchsvoll sind. Szenische und musikalische Arbeit unter einen Hut zu bekommen, war also auch nicht ganz so leicht. Mittlerweile geht es aber recht gut: Ich habe die Geschichte für mich durchschaut und freue mich jetzt, Brittens Werk auf die Bühne zu bringen!

2. Wie wichtig ist es für Dich, Dich auf der Bühne unter realen Bedingungen als Darstellerin ausprobieren zu können?

Es ist eine tolle Erfahrung. Mir persönlich hat dieses Projekt jetzt schon viel gebracht. Klar, am Anfang war es stressig, Gesangstechnik und Szene parallel laufen zu lassen, aber ich habe das Gefühl, dass sich durch diese Erfahrung meine Gesangstechnik gefestigt hat. Das ist ein gutes Gefühl!

3. Hast du Lampenfieber? Wenn ja, vor was besonders?

Lampenfieber - ja, aber das muss man doch auch haben. Das Stück ist musikalisch sehr schwer. Jeder muss sich darauf verlassen können, dass der jeweils andere seine Partie gut einstudiert hat. Wir hängen alle voneinander ab. Aber ich empfinde es eher als freudige Nervosität... zu 90 Prozent jedenfalls.

4. Wie ist die Arbeit an deiner Rolle mit der Gastregiesseurin?

Sie hat sehr coole Ideen! Ihre Ideen sind irgendwie anders und frisch.
Wir haben viele Freiheiten in der Arbeit, so können wir mit ihrer Unterstüzung einen eigenen Rollencharakter entwickeln.

5. Wie ist es für dich mit unterschiedlichen Requisiten/Bühnentechniken zu arbeiten?

Da wir auf der Bühne teilweise die Rolle der Bühnentechniker übernehmen, brauchten wir viele Proben für das richtige Timing. Wir verrücken die Requisiten und Bühnenbilder nämlich selber, das kostet Kraft.
Dadurch, dass diese Arbeiten aber mit in die Szene eingebunden wird und wir dabei in unseren Rollen bleiben, ergibt es für mich Sinn und ist nochmal eine  ganz andere Erfahrung, die ich aus diesem Projekt mitnehmen werde.

6. Gab es irgendwann einen Aha-Moment bei Dir? Wenn ja, welcher war es?

Es gibt täglich mehrere Aha- Momente bei mir. Jeden Tag verstehe ich die Aussage hinter der Geschichte ein Stück besser.

7. Wie findest Du dich in deine Rolle ein? Ist es schwierig ein Kind zu

spielen?

Naja, Miles ist ja kein normales Kind. Er ist halb Kind, halb Erwachsener. Das macht es für mich ein bisschen leichter.
Miles hat für mich etwas Dämonisches, aber auch etwas Kindliches und Süßes.
Wenn ich das im Hinterkopf behalte, komme ich relativ gut in die Rolle rein.
Außerdem habe ich mir die Haare kurz geschnitten, um eher das Gefühl zu bekommen ein kleiner Junge zu sein. Ich laufe dadurch jetzt auch schon viel jungenhafter auf der Bühne.

8. Warum sucht Quint gerade Miles heim und wie steht Miles zu Peter Quint?

Ich denke, dass Quint für Miles eine Art Vaterersatz darstellt.Außerdem strebt Miles danach erwachsen zu sein, Quint ist also eine Art Vorbild für ihn. Was Quint betrifft: Ich glaube er will mehr von Miles, als nur für ihn da zu sein. Er benutzt ihn als Spielzeug. Auch eine gewisse Art von sexueller Beziehung, die von Quints Seite ausgeht, kann ich nicht ausschließen.


Ein Beitrag im Rahmen des Projekts „Folkwang Studiscouts“.

 

Emily Dilewski / 08. Dezember 2014