Folkwang

Artist Diploma Schauspiel am Campus Bochum

Abschlusspräsentation des 4. Jahrgangs Schauspiel am 04., 05. und 06. Februar

Am 04., 05. und 06. Februar 2016 präsentiert der Abschlussjahrgang des Studiengangs Schauspiel in der Black Box des Folkwang Theaterzentrums am Campus Bochum seine Eigenarbeiten. Aufgrund der Vielzahl der Stücke, wird am Donnerstag, 04. Februar, um 19.00 Uhr der erste Teil der Abschlussarbeiten gezeigt. Am Freitag, 05. Februar, ist ab 19.00 Uhr der zweite Teil zu sehen. Wer alle Produktionen an einem Tag erleben möchte, hat dazu am Samstag, 06. Februar, die Gelegenheit. Das Programm beginnt um 15.00 Uhr und endet nach 23.00 Uhr. In den Pausen kann man bei Snacks und Getränken mit den Studierenden und ihren DozentInnen ins Gespräch kommen. Der Eintritt zu allen Vorstellungen ist frei.

AbsolventInnen Schauspiel | Foto: Helena Grebe
AbsolventInnen Schauspiel | Foto: Helena Grebe
AbsolventInnen Schauspiel | Foto: Helena Grebe
AbsolventInnen Schauspiel | Foto: Helena Grebe

 

Die AbsolventInnen haben ihre Abschlussarbeiten unter der Leitung von Prof. Noam Meiri und Gerold Theobalt  selbstständig entwickelt.

Hier ein Überblick der Abschlussarbeiten:

Stefan Herrmann zeigt eigene Dramulette in der Tradition der alten Geschichtenerzähler Oberitaliens, die schon große Theatermacher wie Luca Ronconi, Franca Rame oder den Nobelpreisträger Dario Fo nachhaltig inspiriert haben. Sein Maskenspiel zitiert die Stegreifkunst der Comedia Dell Arte, ohne sie zu imitieren. Einen ganz besonderen poetischen Reiz schafft der Switch zwischen Deutsch und Italienisch, den Herrmann virtuos beherrscht.

In der theatralisch überaus wirksamen Grauzone zwischen Sprachkomik, burleskem Spiel und situativer Doppeldeutigkeit haben Maximillian Pulst und Luca Zahn ihr selbstverfasstes Stück angesiedelt, das sie, zusammen mit Thomas Kaschel auf der Studiobühne Black Box zum Besten geben.

Nicht weniger vieldeutig und grotesk geht es in Franz Kafkas Romanfragment „Amerika“ zu, aus dem Christina Jung ein Kapitel für ihre hochdramatische  Darbietung adaptiert hat: Ein junger Europäer stattet seinem Onkel in den Vereinigten Staaten einen Besuch ab, der bereits nach kurzer Zeit albtraumhafte Züge annimmt...

Michael Knöfler, Andreas Rother und Benjamin Werner haben sich für Ihre Abschlussarbeit als Filmteam zusammengefunden. Im mutigen Umgang mit diesem Medium bearbeiten Sie frei Anton Tschechows „3 Schwestern“ - in Ihrer eigenen Adaption.
Nach drei Jahren der intensiven Beschäftigung mit diesem Stoff, Eigenarbeiten, die auf dem „Folkwang Physical Theatre Festival“ und dem inoffiziellen Schauspielschultreffen gezeigt und zum Theaterfestival „Extraschicht“ eingeladen wurden, schließen die Studenten nun auch damit Ihr Studium ab.
Nach dem Tod Ihrer Eltern treffen sich drei Brüder in deren Wohnung, um den Geburtstag des Jüngsten zu feiern. Gar nicht so leicht, wenn jeder nur um Sich und seine persönliche Isolation kreist. Kommen dann noch handfeste Probleme, wie z.B. das rasant schrumpfende elterliche Erbe dazu, vergeht auch die letzte Lust zu philosophieren- oder?
„Drei Brüder“ beschäftigt sich auf humorvoll melancholische Art und Weise mit den Themen intellektueller Antriebslosigkeit, verpasster Aufarbeitung und der persönlichen Identitätsfindung – Symptomatisch für das Krankheitsbild der Quarter Life Crisis, dem Problem einer ganzen Generation.
Durch starke Bildsprache, moderne Szenerie, einem Hang zum Absurden und inspiriert durch die tagtraumhaft-phantasievolle Filmsprache Michel Gondrys, verliert der Stoff sein Alter – Aber nicht seine Relevanz.

Luana Velis, Tochter eines chilenischen politischen Flüchtlings und Musikers, erinnert in ihrer szenisch-musikalischen Abschlussarbeit an die großartige chilenische Folksängerin und Bildende Künstlerin Violetta Parra (1917-67) - eine Spurensuche, die die junge Schauspielerin auch zu den eigenen kulturellen Wurzeln zurückführt. Dabei entdeckt sie die Lebenskünstlerin Parra, die mit ihrer Musik, ihrer Kunst und ihrem unorthodoxen Lebensstil Generationen junger Chilenen als Vorbild galt. Auch in politischer Hinsicht war sie in ihrer Heimat eine bedeutende Stimme  - als Künstlerin feierte man sie in ganz Europa, sogar in den USA. Heute scheint sie weitgehend in Vergessenheit geraten zu sein. Doch nicht so ihr Lied an das Leben:"Gracias a la vida." Vioietta Parras eigenes Leben endete als Tragödie. Kurz vor ihrem fünfzigsten Geburtstag beging sie Selbstmord. Luana Velis wird in ihrer Hommage den unbändigen Geist dieser bemerkenswerten Frau mit Poesie, Tanz, Theater und Musik wieder zum Leben erwecken.

„Shoemen Being“ betiteln Pola Jane O` Hara und ihr palästinensischer Partner Fares Abo Saleh ihre Videoperformance. Fares ist 23 und lebt als Schauspieler in Ramallah. Pola ist auch 23 und lebt als Schauspielerin in Bochum. Über ein Jahr lang haben die beiden miteinander Videogespräche geführt, um sich gegenseitig die Welten zu zeigen, in denen sie leben. Verfremdet wird diese Dokumentation durch zwischengeschnittene Handyvideos, in denen sich Pola und Fares als "Shoeman Beings" inszeniert haben. Das sind kafkaeske Wesen, die Schuhe an Händen und Füßen tragen. Es entsteht ein spannendes Spiel zwischen Realität und Absurdität, ebenso humorvoll wie politisch.

Winston Churchill nannte das Phänomen „meinen schwarzen Hund“, ein Monster, das es mit aller Macht zu vertreiben gilt. Die Rede ist von der Depression, jener Gemütskrankheit, die wie kaum eine andere die Seele des Menschen zerstört - sie gar zu verschlingen droht, wie das Schwarze Loch das Licht. Miriam Haltmeiers Performance rückt der Krankheit mit poetisch- theatralischen Mitteln buchstäblich zu Leibe. Im intensiven Zusammenspiel von Körper und Stimme, von Musik, Tanz und Sprache, macht sie erfahrbar, mit welcher Rücksichtslosigkeit Depressionen die Wahrnehmung besetzen und nachhaltig verändern. Zugleich zeigt sie aber auch den Kampf „der Frau“ gegen diese ominöse Macht, die aus dem tiefsten Inneren der eigenen Psyche aufzusteigen scheint und dabei doch so viel mit der Außenwelt zu tun hat.

 

Bömke-Ziganki / 21. Januar 2016