Folkwang

¡Zappata! feat. Napoleon Murphy Brock

Ein nostalgisches Feuerwerk brennt in der Neuen Aula ab – eine Konzertrezension

Anfang Oktober spielte die Frank Zappa-Tribute-Band ¡Zappata! unter der Leitung vom an der Folkwang Universität der Künste unterrichtenden Prof. Stefan Hüfner in der Neuen Aula. Für die Band ein richtiges Heimspiel, denn viele der Musiker haben einen direkten Folkwang-Bezug, ob sie nun Professoren, Alumni oder sogar noch aktuelle Studierende sind. Gekrönt wurde die aktuelle Tour der 2011 gegründeten Formation von einem sehr besonderen Gast - Napoleon Murphy Brock. Der Sänger, Saxophonist und Flötist war einst festes Bandmitglied von Frank Zappas „The Mothers Of Invention". In den 70ern tourte er mit Zappa durch die ganze Welt, nahm Album um Album auf – und dann steht er plötzlich auf der Bühne der Neuen Aula in Essen-Werden. Grund genug für viele alte Zappa-Fans und Musikinteressierte sich das Spektakel anzuschauen - das Haus war nahezu ausverkauft. Mit dabei war StudiScout Felix Waltz; er schildert euch seine Impressionen des Abends.

 

¡Zappata! feat. Napoleon Murphy Brock (vorne) von links nach rechts: Thomas Käseberg (Altsaxophon), Mark Kielmann (Trompete), Florian Hertel (Posaune), Stefan Hüfner (Keys / Ltg. / Arr.), Berthold Matschat (Mundharmonika / Keys), Mickey Neher (Drums), Mara Minjoli (Gesang), Max Schmitz (Bass), Werner Neumann (Gitarre), Georg Spieß (Gitarre)

 

Als ¡Zappata! auf die Bühne kommt ist Napoleon Murphy Brock noch nicht mit von der Partie, doch die Band gibt schon mal klar die Richtung vor: Florentine Pogen von der 75 erschienenen Platte „One Size Fits All" schallt durch die Halle. Der Sound drückt - es muss laut, es ist laut. Der Leipziger Gitarrist Werner Neumann spielt das erste etlicher Soli und ledert auf Anhieb ab, als würde es keinen Morgen geben - später wird unweigerlich das Gefühl aufkommen, dass das auch sein Motto des Abends ist. Die Band lässt mit „Cocaine Decisions" und „Camarillo Brillo" zwei weitere Zappa-Classics folgen - das Publikum reagiert mit reichlich Jubel und Applaus. Die Band findet immer mehr in die Spur, allerdings steht die Energie der Musik in keinem Verhältnis zu der Energie auf der Bühne - Bewegung findet nur statt, als Berthold Matschat (Mundharmonika & Keyboards) dem Drummer Mickey Neher hilft, ein zusammengeklapptes Mikrofonstativ wieder aufzurichten. Ansonsten stehen alle Musiker stocksteif da, starren gebannt auf die Noten und spielen dabei diese lebendigen Songs - eine klassische Bild-Ton-Schere.


Da kommt er dann auf einmal auf die Bühne - Napoleon Murphy Brock - und mit ihm kommt das Feuer. Sofort wird klar, was der Mann meint, wenn er sagt: „Die Musicals vom Broadway sind das einzig Wahre, da ist Musik, Theater und Tanz. Da ist alles drin. Wenn ich auf der Bühne stehe, mache ich alles - ich singe, aber ich spiele auch Theater - das ist eine verdammte Show!“ Der Mann ist 73 Jahre und blüht auf, als ginge für einen jungen Künstler der große Traum in Erfüllung endlich einmal auf einer größeren Bühne zu stehen. Nur hat der Kerl schon tausende Konzerte auf dem Buckel. Man sieht eindeutig, dass er die Bühne liebt, dass er die Musik liebt, dass er die Show liebt. Mit seinem Auftritt wird ein gutes Konzert zu einer facettenreichen Kunstdarbietung. Die Band wird auch nochmal hörbar von dem Vibe angesteckt und Werner Neumann haut das nächste Zerstörer-Solo raus und wird dafür auch endlich frenetisch vom Publikum gefeiert.
So geht es jetzt Song um Song weiter mit vielen Gesangs-, Instrumental- und Tanzeinlagen von Mr. Brock, aber auch vielen abwechslungsreichen Soli der Band - erwähnenswert hierbei der aktuelle Student Florian Hertel, der mit einem grandiosen Solo-Pickup dem Konzert kurz vor Ende des ersten Sets nochmal eine ganz andere Richtung gibt. Mit ganz viel Ruhe und klar interniertem Sound lässt er von der Band komplett alleine gelassen seine Posaune durch die Aula klingen, ehe er nach einigen Minuten wieder Fahrt aufnimmt - ein grandioser Moment. Der Song entwickelt sich zu einer Funk-Rock-Nummer mit epischem Ende, dann ist das erste Set vorbei - das Publikum tobt und die Ohren kriegen ihre verdiente und nötige Pause.


Nach der Pause startet die Band wieder alleine mit der bekannten Zappa-Version von Led Zeppelins „Stairway to Heaven“, bevor Napoleon wieder auf die Bühne kommt und das Publikum auf seine Art wieder willkommen heißt: „Welcome to Germany“ sagt er, „Do you like Gemany?“ - direkt hat er die Lacher auf seiner Seite. Dann geht die Show weiter. Die Sängerin von ¡Zappata!, Mara Minjoli, hat mittlerweile auch sichtlich Spaß am Zusammenspiel mit dem Lebemann, es ist allerdings auch schwer sich dem zu entziehen. So geht es Song um Song, Solo um Solo weiter bis schließlich mit Fifty-Fifty das Ende des Konzerts eingeleitet wird. Das Publikum will natürlich mehr - und es kriegt auch mehr: Ein als Koch verkleideter Napoleon rennt durchs Publikum und verteilt Präsente, bevor er ein letztes Mal auf die Bühne geht und die letzte Zugabe einleitet - dann ist Schluss. Das Publikum steht und jubelt. Es ist ganz offensichtlich: Wer heute Zappa wollte, hat Zappa bekommen und geht glücklich und zufrieden nach Hause.

 

> Zu "Three questions for... Napoleon Murphy Brock"

 

Ein Beitrag im Rahmen des Projekts „Folkwang StudiScouts“.

 

Felix Waltz / 31. Oktober 2018