Folkwang

Willkommen an Folkwang… Franzi!

Endlich ist er da. Gerade durch den Briefschlitz gefallen. Man hebt ihn auf, hält ihn einen Moment lang in den Händen, betrachtet ehrfürchtig den blauen Stempel: Folkwang Universität der Künste steht da. Unübersehbar. Dann bricht einem der Schweiß aus. 
Hastig versucht man den Brief mit dem Daumen aufzuschlitzen, es klappt nicht so recht, die Hände zu feucht. Schließlich reißt man ihn einfach auf, ganz ohne Gewalt geht es eben doch nicht. Und dann knallen die Sektkorken. Denn oben unter der Bewerbernummer steht fettgedruckt: Zulassung zum Studium. 

Foto: Andre Stern

Foto: Andre Stern

 

Das Kontingent an Studienplätzen ist begrenzt und nicht alle Bewerber*innen können zum Studium zugelassen werden. Umso größer die Freude, wenn man einen der hart umkämpften Studienplätze ergattert. Dabei ist das erst der Anfang.

Folkwang StudiScouts treffen neue Studierende der Folkwang Universität der Künste und sprechen mit ihnen über ihre Erwartungen, Träume, Hoffnungen und auch Ängste.
Verena Kossin unterhielt sich mit Franziska Boeck.

Alle Sänger*innen sind doch absolute Rampensäue… Oder?!

Bereits im Kindesalter schon immer gesungen, viele Auftritte, jahrelange Erfahrung, absolute Rampensau. Das Klischee hören angehende Sänger*innen wohl oft. Anders war es bei Franziska, die von allen immer nur Franzi genannt wird. Sie ist eine der neuen „Erstis“ und studiert seit dem Wintersemester 2018/2019 Jazz Performing Artist – B. Mus. mit dem Hauptfach Jazzgesang an der Folkwang Universität der Künste. Doch wie sie an die Hochschule kam, entspricht so gar nicht üblichen Klischees.

Franzi kommt gebürtig aus Reutlingen und ihr ursprünglicher Plan war es, sich ihrer anderen kreativen Leidenschaft zu widmen und Grafikdesign zu studieren. Vom Zeichnen und Malen abgesehen schlug ihr Herz aber schon immer für die Musik und besonders für’s Singen, jedoch eher so aus Spaß, ohne Unterricht oder ähnliches. Als dann die Musical AG ihrer Schule Leute suchte, war sie natürlich sofort dabei und spielte direkt die Hauptrolle. Im Musical vereinten sich alle ihre Leidenschaften: Gesang, Schauspiel und Kunst. Nach den Musical Auftritten war ihr klar, dass das der Ort war, an dem sie sein wollte: Auf der Bühne. „Ich möchte nicht nachher da stehen und mich darüber ärgern, dass ich es nicht wenigstens versucht habe.“

„Ich möchte ich selbst sein können und den Menschen das vermitteln, was mich beim Singen so glücklich macht.”

Sie nahm die Vorbereitungen für die Aufnahmeprüfungen auf, übte sich im Tanz, Schauspiel und natürlich dem Gesang. Der Tanz, besonders das Ballett, war dabei für sie das Härteste, sodass sie teilweise mehrere Stunden am Tag in Ballettschuhen trainierte und gegen den Muskelkater ankämpfte. Doch schnell merkte sie, dass es nicht hundert prozentig das war, was sie sich vorstellte. „Das Musical-Spielen in der Schule war einfach etwas ganz anderes. Wir Schüler waren selbst für alles verantwortlich: Für die Kostüme und auch ein bisschen für das Spiel und die Inszenierung. Wir konnten uns selbstdarin verwirklichen. In der Realität ist es anders. Wir Darsteller sind „nur“ das Instrument aber der Rest stammt von anderen“. Und so wurde auch dieser Plan umgewandelt; sie wollte dem Gesang nachgehen. „Dabei konnte ich schließlich noch frei sein und wirklich das vermitteln, was ich möchte“.

Klassik? Jazz?

Zu diesem Zeitpunkt kam sie das erste Mal durch ihre Gesangslehrerin mit Jazz in Kontakt, die ebenfalls an der Folkwang studiert hatte. Eine völlig neue Welt, die Franzi auf einmal entdeckte. „Ich habe zuvor noch nie Jazz gehört geschweige denn gesungen. Aber irgendwie hat diese Musik etwas an sich, was mich sofort gepackt und mitgerissen hat.“ Franzi erzählte mir, dass es mit viel Arbeit verbunden war, sich auf die Aufnahmeprüfung vorzubereiten. Neben dem Kennenlernen und Erlernen einer neuen Musikrichtung und -sprache, fing sie auch musiktheoretisch bei Null an. „Einmal verstanden ergibt alles nach und nach einen Sinn. Aber, bis ich an diesen Punkt gekommen bin, war es ein hartes Stück Arbeit, was tatsächlich auch nicht nur immer Spaß gemacht hat.“ Die Mühe wurde belohnt: Alle absolvierten Aufnahmeprüfungen an verschiedenen Hochschulen wurden bestanden und als Folkwang Studi kann man sich nur freuen, dass Franzi sich für die Folkwang Universität der Künste entschieden hat.

Seit dem Wintersemester 2018/2019 studiert Franzi nun an unserer Hochschule bei Romy Camerun. In unserem Gespräch merkt man ihr an, dass sie sich hier sichtlich wohlfühlt und bereits gut angekommen ist. „Alle sind so unfassbar herzlich, jeder ist hier um seinen Traum wahr werden zu lassen und einfach nur Musik zu machen. Alle kennen sich untereinander und man hat nie das Gefühl nicht willkommen zu sein. Hier freut man sich für einander, so wie es sein sollte.“

„Ich muss nun lernen, zu verstehen, was ich mache.“

 Durch ihr Studium an Folkwang will Franzi einen anderen Blick auf die Musik gewinnen: „Ich will verstehen, wie sie ‘funktioniert’ und erfahren, warum sie uns Menschen emotional so beeinflusst.“ Natürlich möchte sie auch sich selbst und ihre gesanglichen Fähigkeiten besser kennenlernen und weiterbilden. „Ehrlich gesagt muss ich zugeben, dass Jazz mich manchmal etwas überfordert. Es gibt so viel Neues zu entdecken und zu lernen.“ Auf meine abschließende Frage, was denn jetzt aus dem Plan mit dem Grafikdesign wird, zuckte sie nur mit den Schultern: „Darüber will ich jetzt noch gar nicht nachdenken. Im Moment will ich meine Zeit an Folkwang erst einmal genießen und hier alles mitnehmen, was man lernen kann. Ich bin einfach nur wahnsinnig froh, dass ich das studieren kann, was mich so glücklich macht!“ Auf in ein neues Abenteuer.

Ein Beitrag im Rahmen des Projekts „Folkwang StudiScouts“.

 

Verena Kossin / 13. Februar 2019