Folkwang

„Money makes my studies go round“ - So halten sich Folkwang Studierende über Wasser

8,44€ kostet laut dem Mietspiegel Essen (8/2018) der Quadratmeter in einer Wohnung in Essen. Zur Miete kommen Kosten für Essen, Leben, Versicherung und der Semesterbeitrag. Das leidige Thema des Gelds begleitet fast alle. Da an Folkwang viele in ausgefallenen, intensiven Studiengängen studieren, die sich teilweise stark in der Vorlesungszeit von anderen unterscheiden, hat sich das StudiScouts-Team umgehört, wie sich Folkwang Studierende finanzieren.

Bild & Grafik: Henriette Lips

Bild & Grafik: Henriette Lips

 

Nora - Leitung vokaler Ensembles – Master of Music - 1. Semester


„Zu Beginn meines Studiums habe ich noch BAföG erhalten. Da dies irgendwann nicht mehr der Fall war und mein bisheriger Nebenjob als studentische Hilfskraft in Mathematik ohne Unterstützung meiner Eltern nicht ausreichte, kam mir das Jobangebot als Singleiterin für die SingPause in Mülheim, direkt im Anschluss an das Seminar zur Ward-Methode (Konzept der SingPause), welches ich belegt hatte, gerade recht. Dadurch kann ich jetzt mehr auf eigenen Beinen stehen. Ich fühle mich bei meiner Arbeit sehr wohl, da ich Kindern musikalisches Wissen sowie Fähigkeiten mit Hilfe des Singens vermitteln kann und den Kindern dies sichtlich Freude bereitet. Mir selber macht das Singen ebenfalls viel Spaß. Da ich später mit dem Fach Musik in die Grundschule gehen werde, hilft mir der Job außerdem dabei, mich in den Schulalltag einzugewöhnen und einen Bezug zur Praxis beizubehalten.“

 

Alejandro - Musical, Bachelor of Arts - 5. Semester


„Meine Eltern leben in Uruguay und ich habe mich schon vor meinem Studium an Folkwang selbst finanziert. Jetzt bekomme ich zwar BAföG, aber das deckt nicht alle Kosten. Da wir Musical Studierende den ganzen Tag Trainings, Unterricht und Proben haben, auch oft am Wochenende, ist es sehr schwer für mich einen klassischen Nebenjob zu haben. Ich habe das Glück schon jetzt in größeren Theaterproduktion mitzuspielen und dort nicht nur Praxiserfahrungen zu sammeln, sondern auch genug Geld zu verdienen, um bald wieder meine Eltern besuchen zu gehen. Ab November spiele ich an der Oper Dortmund in dem Erfolgsmusical "West Side Story“.“

 

Lucas - Musik an Grundschulen, Master of Education - 1. Semester


„Neben meinem Studium an der Uni Duisburg-Essen und an Folkwang arbeite ich an einer städtischen Musikschule als Lehrer für Klarinette und Saxophon. Es macht mir sehr viel Spaß den Kindern Dinge am Instrument zu zeigen oder Allgemeines über die Musik zu erzählen. Da ich viele SchülerInnengruppen unterrichte, ist die Arbeit sehr dynamisch und vital, was mir ebenfalls gut gefällt. Erst über die Arbeit an der Musikschule habe ich für mich festgestellt, dass ich auch mit größeren SchülerInnengruppen zurecht komme und kann mir somit auch den LehrerInnenberuf an einer allgemeinen bildenden Schule vorstellen.“

 

Lina - Kommunikationsdesign, Bachelor of Arts - 5. Semester


„Ich arbeite als Barfrau in einem Café in Essen und schneide ab und zu Trailer für Tanz-Events in der urbanen Tanz-Szene. Manchmal kommt der ein oder andere Fotoauftrag und das hilft mir sehr, da ich sonst mein Studium und sonstige Kosten nicht stemmen könnte. Es freut mich immer wieder in verschiedenen Bereichen arbeiten zu können, aber es wäre idealer, wenn ich allein vom Fotografieren und Filmen leben könnte.“

 

Sven - Tanz, Bachelor of Arts - 4. Semester


„Die Unterstützung durch meine Eltern ist im Moment absolut ausreichend, um meine Kosten zu decken. Ich schätze mal, das ist ein Einzelkindbonus. Gleichzeitig hasse ich aber das Gefühl, zu 100% von den Einnahmen eines anderen finanziert zu werden. Deswegen bin ich auch gerade auf Nebenjobsuche.“

 

Marina - Leitung vokaler Ensembles, Master of Music - 1. Semester


„Ich bekomme zwar viel Unterstützung von meinen Eltern, aber ich arbeite schon in mehreren Schulen, wo ich zurzeit sieben Chorklassen leite. Ich liebe diese Arbeit, bei der ich tolle praktische Erfahrungen mit vielen Kindern sammeln kann. Am schönsten ist es, wenn die Kids bei einem Auftritt dann strahlend auf der Bühne stehen und singen. Das ist genau das, was ich nach dem Studium auch weiter erleben möchte.“

 

Damian - Regie, Artist Diploma - 4. Semester



„Da mein Studium an Folkwang bereits mein zweites Studium ist, bin ich nicht mehr BAföG berechtigt und musste, als ich aufgenommen wurde, einen Studienkredit aufnehmen. Zusätzlich habe ich mich für das Deutschlandstipendium beworben und bekomme es seit meinem zweitem Semester. Zusätzlich verdiene ich in den Semesterferien Geld mit Theaterprojekten meines Theater-Kollektivs MËHRTYRER in der freien Szene. In unserem letzten Stück haben wir uns mit dem Ende des Steinkohlebergbaus und der damit verbundenen Identität des Ruhrgebiets beschäftigt.“

 

Jan - Jazz / Performing Artist, Bachelor of Music - 7. Semester



„Ich arbeite als studentische Hilfskraft in der Verwaltung von Folkwang und habe so ein sicheres, regelmäßiges Grundeinkommen. Außerdem verdiene ich jeden Monat zusätzlich Geld mit Konzerten und Gigs. Trotzdem wäre es ohne die finanzielle Unterstützung meiner Familie im Moment noch schwierig, mir außerplanmäßige Investitionen, wie z.B. neue Instrumente oder Unterricht bei externen LehrerInnen leisten zu können."

 

Julian - Fotografie, Bachelor of Arts - 5. Semester

„Ich habe schon vor dem Studium einige Jahre selbständig als Fotograf im angewandten Bereich gearbeitet und finanziere mich und mein Studium jetzt auch weiterhin komplett durch diverse Jobs für Unternehmen oder kleinere Modelabels. Die ein oder andere Hochzeit ist auch noch dabei, auch wenn darauf schon länger nicht mehr mein Fokus liegt.“

 

Elena - Kommunikationsdesign, Bachelor of Arts - 5. Semester



„Grundsätzlich lebe ich von der Unterstützung von meiner Eltern, da ich kein BAföG bekomme. Mein Leben ist aber um einiges entspannter und sorgloser, weil ich zweimal die Woche in einem Streetfood-Restaurant in Essen kellnere. Obwohl ich nur den Mindestlohn bekomme, macht es Spaß, weil ich mit einer Kommilitonin zusammenarbeite. Das Gute ist, dass ich ab und zu Auftragsarbeiten für eine Firma mache. Letztes Jahr hatte ich einen relativ großen Auftrag für eine Praxis, für die ich fünf Bilder gezeichnet habe. Die wurden auch mehrmals gedruckt, sodass ich die Drucke auch noch verkaufen konnte. Manchmal verkaufe ich auch selbst gemachten Schmuck oder helfe im Second-Hand Laden meiner Mutter aus."

 

Alicija - Schauspiel, Artist Diploma - 6. Semester



„Ich habe vor meinem Studium an Folkwang schon mehrere Semester in Leipzig und Halle studiert, deshalb habe ich kein Anrecht mehr auf BAföG. Zu Beginn des Studiums habe ich darum einen Studienkredit aufgenommen und arbeite seit dem dritten Semester als studentische Hilfskraft an Folkwang, da das Vollzeitstudium nichts anderes zulässt. Zusätzlich hatte ich die Möglichkeit neben der Uni mit Lesungen, wie etwa letztes Jahr bei der LitRuhr, etwas dazuzuverdienen. Außerdem können wir ab dem dritten Jahr in externen Theaterproduktionen spielen. Seit diesem Semester bekomme ich das Deutschlandstipendium, was bedeutet, dass ich meinen Kredit verkleinern kann."

 

Ein Beitrag im Rahmen des Projekts „Folkwang StudiScouts“.

 

Amelie von Godin / 06. November 2018