Folkwang

Louisa Kron – Folkwang-Preis 2018

Am Sonntag, dem 1. Juli 2018, werden wieder im Rahmen der Folkwang Preis-Gala exzellenten Studierenden der Folkwang Universität der Künste Preise in verschiedenen Sparten verliehen. Die Folkwang StudiScouts haben sich mit einigen PreisträgerInnen über ihre Arbeiten unterhalten.
StudiScout Henriette Lips hat sich mit einer der PreisträgerInnen in der Sparte Gestaltung, Louisa Kron, unterhalten, die mit ihren Illustrationen zum Thema Feminismus und emanzipatorische Politik einen Folkwang Preis gewonnen hat.

Foto: Louisa Kron

Foto: Louisa Kron

 

Henriette: Du bist Folkwangpreisträgerin! Wie fühlt sich das an?

Louisa: Es ist eine sehr große Ehre für mich diesen Preis gewonnen zu haben. Ich freue mich nicht nur persönlich darüber, sondern bin auch sehr stolz darauf, dass die Uni meine Arbeit und die Inhalte so zu schätzen weiß.

Henriette: Welche Bedeutung hat der Preis für dich?

Louisa: Ich finde es schön, dass die Uni die Themen, die ich in meiner Arbeit behandle, also Feminismus und emanzipatorische Politik anerkennt, und dass diese Thematik im universitären Kontext mehr und mehr behandelt wird. Es bedeutet mir also sehr viel, dass die Folkwang es für wichtig erachtet, dass Studierende sich mit solchen Themen auseinander setzen.

Henriette: Den Preis bekommst du für deine Illustrationen zum Thema Feminismus. Worum geht es dabei?

Louisa: Ich habe private Arbeiten und auch Uni-Projekte gezeigt. In erster Linie geht es mir darum, vor allem junge Menschen dazu zu inspirieren aktiv zu werden, zu motivieren sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Außerdem sind Illustrationen für mich ein guter Weg, anderen den Zugang zum Thema Feminismus zu erleichtern.
Ich habe zum Beispiel eine feministische Zeitschrift gemacht, mit Artikeln von ganz verschiedenen Menschen, die allen eine Plattform bieten soll, über Themen zu schreiben, die sie beschäftigen. Ansonsten habe ich noch einen Jahreskalender erstellt, der sich vor allem an politisch interessierte Menschen richtet. In dem Kalender sind dann anstatt der normalen Feiertage zum Beispiel der Frauenkampftag eingetragen, sodass auch damit weiter eine Sensibilität geschaffen wird.

Henriette: Wie bist du gerade darauf gekommen?

Louisa: Für mich war es sehr wichtig in meiner Illustration nicht einfach irgendwelche ästhetisch schönen Bilder zu malen, sondern meinen Illustrationen mit den Themen, die mich beschäftigen, Ausdruck zu verleihen. Ich engagiere mich auch selbst in feministischen und anti-rassistischen Gruppen, sodass es einfach nahe lag diese Themen miteinander zu verbinden. Ich finde es sehr schön, dass ich in meinen Arbeiten die Dinge, die mich interessieren, und die Dinge, die ich gut kann, verbinden konnte.

Henriette: Wie hast du dich auf deinen Vortrag vorbereitet?

Louisa: Ich war, ehrlich gesagt, sehr aufgeregt. Ich habe mich dann einfach damit vorbereitet, so vielen Menschen wie möglich zu erzählen, was ich mache und was mich daran interessiert, sodass ich mir, für mich selbst, immer bewusster werden konnte, was die Essenz meiner Arbeit ist und was wirklich wichtig ist. Und genau das wollte ich dann beim Vortrag auch rüberbringen, dass alle meine Intention nachvollziehen konnten.

Henriette: Was inspiriert dich?


Louisa: Protestkultur im Allgemeinen, Menschen, die für ihre progressiven Ideale etwas Konstruktives und Kreatives machen, die wütend sind und etwas zum Besseren verändern wollen. Das finde ich wichtig und inspirierend.

Henriette: Was sind deine zukünftigen Arbeitsziele?

Louisa: Ich hoffe, dass ich einfach weiter die Möglichkeit habe, Illustrationen zu  machen, für Projekte, die ich gut und unterstützenswert finde. Zum Beispiel für linke Organisationen oder einfach Menschen, deren Anliegen meine Überzeugung teilen. Eigentlich einfach, dass ich weiter die Möglichkeit habe, meine persönlichen Anliegen mit meinen Arbeiten zu verbinden. Trotzdem bin ich natürlich nicht nur auf diese Themen festgelegt, sondern freue mich auch als Illustratorin in vielen anderen Bereichen Erfahrungen zu sammeln.

Henriette: Während deines Studiums gab es bestimmt auch Höhen und Tiefen. Gab es Momente, in denen du an dir gezweifelt hast? Wie bist du mit diesen Momenten umgegangen?

Louisa: Ich habe sehr lange gebraucht zu verstehen, dass es überhaupt eine Möglichkeit ist, meine eigenen Interessen und Anliegen mit der Uniarbeit zu verbinden. Gerade in den ersten Semestern habe ich noch oft an mir und meiner Arbeit gezweifelt und mich häufig mit anderen verglichen. Bis ich dann irgendwann begriffen habe, dass ich an der Uni sehr richtig bin und es eine gute Gelegenheit ist meine Arbeiten mit meinen Anliegen zu verbinden. Ob es jetzt eigene Projekte waren oder Kurse an denen ich teilgenommen habe. Ich versuche im Allgemeinen immer meine eigenen Interessen in alles einfließen zu lassen. Seitdem ich das begriffen habe, fällt mir auch automatisch alles etwas leichter und es kommt auch eigentlich immer etwas Gutes dabei raus.

Henriette: Was bedeutet Folkwang für dich?

Louisa: Erst einmal bin ich sehr froh, dass Folkwang mir die Möglichkeit und die Rahmenbedingungen bietet, das zu machen, worauf ich Lust habe und was ich für wichtig erachte. Ich kann meine eigenen Überzeugungen und meine Persönlichkeit miteinbringen und werde dabei noch unterstützt. Das bedeutet mir sehr viel und sehe ich auch nicht als selbstverständlich an. Mir wird hier nichts aufgezwungen und ich kann meine Fähigkeiten ausbauen und daran wachsen. Und dass ich jetzt noch einen Preis dafür bekomme, zeigt mir dann noch mehr, dass dieses Eigenengagement hier sehr geschätzt wird. Ich bin hier nicht nur die "komische Feministin", die Frauen mit Beinbehaarung zeichnet, sondern die Uni merkt dann auch, dass ich für etwas einstehe und schätzt dies dann auch.

 

 

Ein Beitrag im Rahmen des Projekts „Folkwang StudiScouts“.

 

Henriette Lips / 29. Juni 2018