Folkwang

In der Zwischenzeit - Praktikum an der Domsingschule Köln

Eine Konzertreihe im Ausland? Meisterkurse, Wettbewerbe, Praktikä In der neuen Beitragsreihe 'In der Zwischenzeit' fragen wir genauer nach, was die FolkwänglerInnen abseits des Semesters treiben und folgen ihnen dafür genauso neugierig an die nächste Straßenecke wie nach Berlin, Moskau oder Venedig.

Christina Gburrek vor dem Dom | Foto: Christina Gburrek

Christina Gburrek vor dem Dom | Foto: Christina Gburrek

 

Innerhalb des Lehramtsstudiums ist es Pflicht, mehrere Praktika an Schulen zu absolvieren. Verena Kossin sprach mit Christina Gburrek, die ihr sechswöchiges Eignungs- und Orientierungspraktikum an der Domsingschule des Kölner Doms durchführte.

Christina, Du studierst Grundschullehramt B.A. an der Folkwang Universität der Künste im 4. Semester. Woher kam der Impuls, Dich für die Domsingschule zu bewerben?

Ein erster Grund war mit Sicherheit mein Glaube. Ich bin auch in meiner Freizeit viel in der katholischen Kirche aktiv und begleite – bedingt durch mein Hauptfach Orgel – oft die Messen in der Kirche. Ein zweiter Grund ist, dass die Domsingschule eine besondere Form der Grundschule darstellt. Hier ist Musik und vor allen Dingen Chorsingen „Hauptfach“, und kann nicht – wie oft an anderen Schulen – durch Mathematik oder Deutsch ersetzt werden. Die Kinder hier haben jeden Tag Musikunterricht und erhalten eine spezielle Ausbildung im Bereich Chorsingen: Alle Knaben singen im Knabenchor, die Mädchen im Mädchenchor – jeweils aufgeteilt in einen A und B Chor. Auch Einzel-Stimmbildung zählt hier als Unterrichtsfach. Außerdem erlernt hier jedes Kind verpflichtend ein Instrument ab der dritten Klasse.

Mir ist bewusst, dass das ein Privileg und auch Sonderfall ist, eine solche Schule zu besuchen oder an ihr zu unterrichten. Aber ich hatte das unbedingte Interesse, mir Impulse dieser Arbeit anzusehen.

Was hast Du genau an der Schule gemacht und wie sah Dein Tag aus?

Hauptsächlich verbrachte ich meine Zeit in einer dritten Klasse, in der ich Einblicke in die „normalen“ Seiten des Grundschulalltags bekam. Hier durfte ich eigenständig Deutsch- und Musikstunden halten und erfuhr viel über die Strukturen einer Grundschule. Besonders waren dann immer die verschiedenen Chorproben, bei denen ich hospitieren durfte.

Mit welchen Themen hast Du Dich auseinandergesetzt? Waren das andere Inhalte als im Studium?

Generell war ich überrascht, wie gut die Folkwang einen auf dieses Praktikum vorbereitet. Viele Inhalte kamen mir aus den Veranstaltungen an der Hochschule bekannt vor, ebenso wie die Kinder- und Begrüßungslieder, die wir bereits gelernt haben.

Ein weiteres großes Themengebiet, was sich durch das ganze Praktikum zog, war die WARD-Methode. Dies ist eine Methode, die Kindern durch ein spezielles Konzept die Grundparameter der Musik beibringen soll, indem sie es selber entdecken. So ist es dort der Regelfall, dass die Kinder bereits in jungen Jahren „vom Blatt singen“ können und sich ein sehr gutes Gehör antrainiert haben. Spielerisch werden sie an relative Solmisation (Ausgehen von relativen Tonhöhen), Rhythmen und Stimmbildung herangeführt. Mir ist bewusst, dass diese Methode einer langen Ausbildung bedarf und daher nicht Teil des Studiums sein kann, aber dennoch würde ich sie als absolut empfehlenswert bezeichnen. Ich freue mich darauf, dass wir im Master die Möglichkeit haben, darin einen Einblick  zu bekommen!

Was ist das für ein Gefühl gewesen, plötzlich praktisch zu arbeiten?

Ich habe mich wirklich total wohl gefühlt. Die Hochschule und auch die Universität haben eine gute Grundlage gelegt und jetzt hatte ich endlich die Möglichkeit, alles einmal auszuprobieren. Ich weiß nun, wofür ich das alles mache.

Der Beruf des Musiklehrers / der Musiklehrerin in drei Worten?

„Waiter“, Kreativität, Animateur 

Dein Praktikum ist nun bereit zu Ende gegangen. Die wichtigste Erkenntnis?

  1. Ich möchte von Herzen gerne Lehrerin werden.
  2. Ich weiß, dass mein Praktikum etwas Besonderes war. Die Chance, nach dem Studium an einer solchen Schule zu landen, ist sehr gering. Aber ich habe viele Impulse mitgenommen, wie man auch an „normalen“ Grundschulen auf hohem Niveau Musik machen und erleben kann. Wenn ich das irgendwann hinbekomme, habe ich etwas erreicht!

 Ein Beitrag im Rahmen des Projekts „Folkwang StudiScouts“.

 

Verena Kossin / 05. Mai 2017