Folkwang

In der Zwischenzeit - bei der Singwoche mit Nora Feikes

Vorlesungsfreie Zeit an der Folkwang Universität der Künste. Viele Studierende sehnen sie herbei, um endlich Zeit zu haben, die Füße hochzulegen und die schönen Künste auch mal ruhen zu lassen. Doch, was ist dran an diesem Klischee? Machen die Studierenden tatsächlich Ferien? Oder tüfteln sie schon längst an eigenen Projekten? In der Beitragsreihe In der Zwischenzeit fragen die StudiScouts genauer nach, was die Folkwängler*innen abseits des Semesters treiben.
StudiScout Verena Kossin traf sich mit Nora Sophia Feikes, die mit Kommilitonin Anna Kortmann die letzte vorlesungsfreie Zeit damit verbracht hat, als Leiterin eines Kinderchores zu einer Singwoche zu fahren. 

 

Folkwang Studentin Nora Feikes bei der Singwoche | Foto: privat

Folkwang Studentin Nora Feikes bei der Singwoche | Foto: privat

 

Nora, Du studierst im Master Leitung vokaler Ensembles die Studienrichtung Singen mit Kindern und Jugendlichen an der Folkwang Universität der Künste im dritten Semester. Woher kam der Impuls, mit einem dir bis dahin nicht bekannten Kinderchor zu einer Singwoche zu fahren?


Das lief, wie ja vieles im Leben, über Kontakte. Ein Kommilitone von mir suchte im Auftrag der Leiterin des „Vereins zur Förderung kirchlicher Chorarbeit“ zwei Kinderchorleiter*innen, die Lust hatten, einen Kinderchor während einer einwöchigen Singwoche zu leiten. Wir, das waren in dem Fall meine Freundin Anna Kortmann und ich, wussten zwar nicht im Geringsten, was uns erwartet und worauf wir uns einlassen, aber wir hatten Lust darauf. Also waren wir dabei und fuhren in den Sommerferien 2019 ins Haus Wohlenberg in Holle bei Hildesheim.



Was genau ist eine Singwoche und wie sah deine Aufgabe dabei aus?


Eine Singwoche ist eine einwöchige Fortbildungsfreizeit. Eine Woche lang wird intensiv geprobt, um das Ganze dann mit einem Konzert abzuschließen. Ursprünglich richtete sie sich nur an Erwachsene. Allerdings gingen irgendwann die Anmeldezahlen mal stark zurück, da viele Erwachsene das Angebot aufgrund ihrer Kinder nicht wahrnehmen können. Deshalb beschloss der Verein, ein musikalisches Parallelangebot einzurichten, sodass die Erwachsenen ihre Kinder einfach mitbringen konnten. Die Kinder singen in einem Kinderchor, der eigens für die Singwoche neu entsteht. Zusätzlich finden nachmittags immer wieder Workshop- und Seminarangebote zu verschiedenen Themen statt, die für Abwechslung sorgen.

Meine Aufgabe war es, den Kinderchor zu leiten und die Kinder auch nachmittags während des Erwachsenenprogramms mit Sport, Spiel, Musik und Spaß zu betreuen. Abgeschlossen wurde das Projekt durch ein gemeinsames Konzert eines Requiems mit den Erwachsenen sowie ein extra Kinderkonzert, in dem wir nur das präsentiert haben, was wir neben dem Requiem erarbeitet haben. Das Requiem wurde von Chorleiter Marcel Gaul für die Singwoche komponiert, und enthielt neben den „normalen“ Chorpartien Partien für Kinderchor. Diese waren gar nicht mal so leicht, teilweise sogar zweistimmig, was die acht- bis zwölfjährigen Kinder schon ziemlich forderte. Wir hatten aber Glück, dass „unsere Kinder“ echt fit waren, sodass es richtig gut geklappt hat und wir unser komplettes Programm von beiden Konzerten sogar auswendig vorführen konnten. Dass es sich bei dem, was wir gesungen haben, um eine „Totenmesse“ handelte, mussten wir mit den Kindern natürlich thematisieren und ich war wirklich erstaunt, wie gut die Kinder das aufgenommen haben.



Mit welchen Themen hast du dich während der Singwoche auseinandergesetzt? Waren das andere Inhalte als im Studium?


Das Requiem an sich kannte ich vorher natürlich nicht, da es sich um eine deutsche Uraufführung handelte, sodass ich viel Zeit mit der Vorbereitung der Stücke verbringen musste. Das Kinderchorprogramm haben wir selber ausgesucht und kannten wir somit natürlich. Wie wir dann mit den Kindern gearbeitet haben, beruht schon zu sehr großen Teilen auf Inhalten des Kinderchorleitungsstudiums. Besonders bei den Methoden, die wir angewendet haben, haben wir viel von dem ausprobiert, was unsere Professor*innen uns beigebracht haben. Dann kam uns der Partiturspiel- oder auch BIL-Unterricht (Blattspiel, Improvisation und Liedbegleitung auf dem Klavier) natürlich auch sehr zugute, da wir uns selber gegenseitig auf dem Klavier begleitet haben. Vor dem Studium hätte ich das in dieser Form auf jeden Fall nicht so geschafft und leisten können.



Deine Zeit bei der Singwoche in drei Worten?


Intensiv, spaßig, überraschend gut!



Die Singwoche ist nun schon etwas her. Die wichtigsten Erkenntnisse?


1. Spontanität: Spontan zu proben ist das A und O! Es kommt immer anders als man denkt!

2. Ausdauer: Wenn die Proben vorbei sind, ist es noch lange noch nicht zu Ende!

3. Vorbereitung: Proben ist das eine, die Vorbereitung eines Konzertes ist nochmal was ganz anderes.

Aber am allerwichtigsten: Unterschätze niemals Kinder - Wenn die mit Begeisterung dabei sind, ist so viel mehr möglich, als man sich erträumen kann; und das steckt an!

 

 

 

Ein Beitrag im Rahmen des Projekts „Folkwang StudiScouts“.

 

Verena Kossin / 08. Januar 2020