Folkwang

Folkwang ist... Vincenzo Capparelli aka Enzo

Folkwang hat viele Gesichter, von denen jedes einzelne dazu beiträgt, dass Folkwang ist, wie es ist. StudiScout Felix Waltz stellt euch Vincenzo Capparelli - den meisten wohl eher bekannt als Enzo – vor, den Besitzer des magischen Ortes, an dem Folkwängler*innen gerne mal den ein oder anderen Übe- oder Konzert-Tag ausklingen lassen: die Kneipe Arche Noah in Essen-Werden.

Foto: Felix Waltz

Foto: Felix Waltz

 

Betritt man als Studierende abends die Arche, scheint die Zeit stehenzubleiben. Dieser Ort strahlt eine derartige Vertrautheit aus, dass man binnen Sekunden das Gefühl hat, hier war immer alles gleich und hier wird immer alles gleich bleiben - inklusive Enzo und Kollege Salvatore, die zum Inventar der Bar zu gehören scheinen.
In Wahrheit jedoch hat Enzo die Kneipe erst vor gut drei Jahren übernommen. 2015 war er noch Kellner bei Amalfi und gerade mal drei Jahre in Deutschland. „Ich habe Glück gehabt damals. Ich habe gehört, dass die hier den Laden verkaufen, das Gold war da (Enzo hatte Geld gespart; Anmerkung des Autors) und dann habe ich das Gold genommen und in der Arche gelassen", sagt Enzo und lacht so, wie halt nur Enzo lacht.
Seine lebendige Art machte aus einer beliebigen Dorfkneipe innerhalb kürzester Zeit den Treffpunkt für die Studierenden schlechthin. Früher bestand die Kundschaft ausschließlich aus dem alteingesessenen Werdener Volk. „Die alten Leute kommen immer noch, aber mittlerweile sind 90% der Leute hier von Folkwang."

 

Überhaupt hatte Enzo schon einen direkten Folkwang-Bezug, bevor er überhaupt wusste, was Folkwang ist. Als er 2011 mehr oder weniger spontan nach Deutschland zog - er hatte zuvor zwei Monate Urlaub gemacht und Roberto vom „Café Felix" besucht - waren seine ersten neuen Freunde vier Jazz-Studenten. „Ich konnte kein Wort Deutsch, aber wir waren trotzdem jedes Wochenende unterwegs."
Die Zeit war prägend. Essen-Werden ist für Enzo inzwischen zu einer zweiten Heimat geworden. Er fühlt sich so wohl hier, dass er noch lange bleiben wird. Dennoch wird sich etwas verändern - das Kapitel „Enzo, Kapitän der Arche" wird bald enden: „Ich kann das so nicht weitermachen. Ich habe eine Tochter, die immer weint, wenn ich abends weggehe. Das tut weh. Und es wird noch ein Kind kommen, meine Frau ist wieder schwanger!"

 

Bis spätestens Mai 2019 wird Enzo den Laden also verkauft haben, doch einen Plan für die Zukunft gibt es auch schon: „Ich will Postbote werden. Ich will durch Essen-Werden fahren und die Briefe verteilen."
Die Frage, ob uns Enzo erhalten bleibt, ist also geklärt, allerdings nicht diese, was dann aus der Arche wird. Enzo ist da aber optimistisch: „Ich gebe diesen Laden nur einem freundlichen Menschen, der vorhat, den Geist hier aufrechtzuerhalten. Außerdem mache ich einen Vertrag, dass ich die Möglichkeit habe, den Laden nach zwei Jahren zurückzunehmen, wenn es nicht gut läuft." Ein kleines Hintertürchen lässt er sich also offen.

 

Wer also nochmal diese surrealen Abende erleben will, an denen man sämtliche Sprachen durch den Laden grölen hört, Bands auf drei Quadratmetern Konzerte spielen oder die Gäste spontan den Salsa-Tanz-Abend ausrufen, sollte sich in den kommenden Monaten nochmal in der Arche blicken lassen.



Eine letzte Sache noch: Folkwang ist...? „Folkwang ist ein Haus für die jungen Leute aus der ganzen Welt - und diese Folkwang ist so intelligent; die nehmen nur nette, verrückte Leute. Das ist Folkwang für mich." Enzo lacht und hängt noch an: „Kennst du einen Idioten da? Nein? Siehst du! Ich auch nicht!

 

Ein Beitrag im Rahmen des Projekts „Folkwang StudiScouts“.

 

Felix Waltz / 10. Januar 2019