Folkwang

Folkwang ist... Christoph Dorsz, der stille Idealist

Nicht alle Gesichter an der Folkwang Universität der Künste zeugen auch von direkter Sichtbarkeit: Christoph Dorsz, studierter Kunsthistoriker und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kunst-und Designwissenschaft im Fachbereich 4 ist auf den ersten Blick keine besonders auffallende oder schillernde Person. Hin und wieder sieht man ihn durch die Flure huschen, schneller Gang, geduckte Haltung, kaum hörbar. Ein verrätselter merkwürdiger junger Mann, der irgendwie unergründlich scheint, unnahbar und der auftritt wie aus einer früheren Zeit.

Foto: privat

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Wenn er spricht, wirkt jede Zeile sorgfältig gewählt, fast druckreif und bei seinen Führungen durch das Museum Folkwang, das SANAA-Gebäude oder durch fremde Städte muss man ihm buchstäblich an den Lippen hängen und jedes mal aufs Neue beeindruckt sein von seiner vielseitigen Klugheit und der Sprachgewandtheit, die er an den Tag legt. Hin und wieder – aber da muss man schon genau hinhören – ist fast ein Feuer in ihm auszumachen. Wenn es um den Aufbruch der Moderne, radikale Grenzüberschreitungen oder streitbare Persönlichkeiten geht. Dann merkt man, dass er von starken Überzeugungen geleitet ist, dass er einer Vision von einer dogmafreien und lebendigen Lern-und Ausbildungsstätte folgt und der behäbigen Universität der Künste gerne manchmal einen Schub versetzen möchte.

Dass er überhaupt regelmäßige Exkursionen und Museumsbesuche für Studierende anbietet und sich aktiv darum bemüht, dass der theoretische Studienalltag auch durch direkt erfahrbares Wissen erweitert wird, muss man ihm ebenso hoch anrechnen wie sein Engagement für das Folkwang Finale, die alljährliche Abschlussausstellung des Fachbereichs Gestaltung, die er regelmäßig organisiert und begleitet. So hat er sich auch darum bemüht, dass studentische Arbeiten auf der Dutch Design Week in Eindhoven gezeigt werden und im letzten Jahr war er maßgeblich an der Planung und Koordinierung der Neubau-Eröffnung im Quartier Nord beteiligt. Dabei vermittelte er immer wieder zwischen Studierenden und Fachbereich, setzte sich dafür ein, dass Ideen Wirklichkeit wurden und kämpfte unermüdlich gegen die Mühlen des universitären Verwaltungsapparats – nicht selten verzeichnen seine Emails Uhrzeiten weit nach der blauen Stunde. Man darf sich wohl fragen, woher diese zarte Person ihre Energie nimmt und warum er nicht tobt und bebt bei all den Unternehmungen, sondern immer noch wie von einer großen Ruhe umgeben scheint, wenn man ihn antrifft, Platz findet für ein ironisch vielsagendes Lächeln und sich darüber hinaus noch aufnahmebereit zeigt für individuelle Wehwehchen der Studierenden.
Nun, das wird wohl sein Geheimnis bleiben, sicher ist aber eins: Christoph Dorsz ist kein Typ für den großen Budenzauber, er zieht die Stricke im Hintergrund, wirkt wie der, der abseits steht, und ist dabei eigentlich immer im Auge des Sturms, immer zwischen Hammer und Amboss und einer der wohl wertvollsten Motoren für die Folkwang Universität der Künste. Und uns Studierende lehrt er, ein gutes Mittelmaß zu finden zwischen Ambition und Realität, zwischen Ideal und Pragmatismus. Und, dass es sich lohnt, erst zu denken und dann zu sprechen.

 

Ein Beitrag im Rahmen des Projekts „Folkwang StudiScouts“.

 

Foto: privat

 

Mona Leinung / 24. Januar 2018