Premiere am 07. Dezember in der Neuen Aula am Campus Essen-Werden
Jaques Offenbachs erstes abendfüllendes Bühnenwerk war bei seiner Pariser Uraufführung 1858 ein sensationeller Erfolg: Die Opéra bouffe „Orpheus in der Unterwelt“ (mit Libretto von Ludovic Halévy und Hector Crémieux) persifliert die griechische Sage von Orpheus und Eurydike und karikierte offen kritisch die Doppelmoral und Macht im Zweiten Kaiserreich unter Napoleon III. Der Kaiser selbst, der sich in der Figur des liebestollen obersten Gottes Jupiter auf der Bühne wiederfand, soll sich köstlich amüsiert und laut applaudiert haben.
An der Folkwang Universität der Künste war „Orpheus in der Unterwelt“ im Dezember 2023 in der Inszenierung der jungen ungarischen Regisseurin Zsófia Geréb und unter musikalischer Leitung von Rodrigo Tomillo (Erster Kapellmeister am Theater Hagen) zu erleben. Bühne und Kostüm verantwortete Linda Tiebel.
Geréb überträgt Offenbachs Meisterwerk in die aktuelle Welt. Das abstrakte durch bewegbare Wände definierte Bühnenbild öffnete Assoziationsräume für heutige Figuren: Jupiter als CEO eines globalen Konzerns, Pluto als eng mit der Macht verknüpfter Krimineller und nicht zuletzt die stets manipulierbare und bestechliche öffentliche Meinung. Erzählt wurde dabei insbesondere die Geschichte von Eurydike, die sich zu befreien sucht aus ihren Beziehungen mit Männern (Orpheus, Pluto, Jupiter) und den Weg der Selbstfindung wagt. Auf der Folkwang-Bühne agierten in allen Rollen Studierende des Studiengangs Gesang | Musiktheater; im Orchestergraben spielten Musiker*innen aus dem Studienprogramm Instrumentalausbildung.
Zsófia Geréb ist in der Region keine Unbekannte. 2021 entwickelte und inszenierte sie an der Jungen Oper Dortmund die zeitgenössische Komposition von Thierry Tidrow Persona. 2022 erhielt sie für den Henze/Hartmann Einakter-Abend Das Wundertheater.Wachsfigurenkabinett am Musiktheater im Revier den Gelsenkirchener Theaterpreis. Im Frühjahr 2023 inszenierte sie am Musiktheater im Revier Donizettis Don Pasquale. Zudem ist die studierte Philosophin, Theaterregisseurin (Universität für Theater- und Filmkunst, Budapest) und Musiktheaterregisseurin (Hochschule für Musik Hanns Eisler, Berlin) in der Lehre und Arbeit mit jungen Sänger*innen und Bühnendarsteller*innen aktiv: 2018 unterrichtete sie an der University of California, Berkeley, seit 2019 hat sie einen Lehrauftrag für Szenischen Unterricht an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Seit 2022 hat sie die Leitung „Szenisches Spiel“ (gemeinsam mit Roman Hovenbitzer) am Opernstudio NRW. National und international ist Zsófia Geréb als Regisseurin gefragt und inszenierte bereits an renommierten Häusern wie der Ungarischen Staatsoper, der Deutschen Oper Berlin, den Bayreuther Festspielen in der Reihe „Wagner für Kinder“ und dem Teatro del Bicentenario, San Juan, Argentinien.
„Orpheus in der Unterwelt“ feierte Folkwang Premiere am 07. Dezember in der Neuen Aula am Campus Essen-Werden. Weitere Vorstellungen folgten am 09., 11. und 13. Dezember. Vor den Vorstellungen war die Öffentlichkeit jeweils zu einer Einführung in den Kammermusiksaal eingeladen; bei der Premiere übernahm diese der Chefdramaturg der Produktion Prof. Norbert Abels. An allen anderen Abenden hielt die Einführung der Musikalische Leiter, Rodrigo Tomillo.