Am 07. Dezember 2022 war die Autorin und Vermittlerin für Rassismuskritik Tupoka Ogette zu Gast an der Folkwang Universität der Künste. In ihrer Online-Keynote zum Thema „Wie Rassismus unseren Blick auf die Welt prägt“ sprach sie über rassismuskritisches Denken und vorurteilsbewusste Bildung. Die Veranstaltung ist Teil eines diskriminierungskritischen Organisationsentwicklungsprozesses, für den sich die Hochschule entschieden hat.
Seit 2012 ist Tupoka Ogette als Trainerin und Beraterin zu den Themenbereichen Antirassismus, Diversity und Empowerment bundesweit tätig. In Workshops und Vorträgen berät Tupoka Ogette eine Vielzahl von Organisationen, Firmen und Bildungseinrichtungen. Ihr Anliegen ist es, Räume für rassismuskritisches Denken zu öffnen und Reflexionsprozesse zu begleiten. Im März 2017 erschien ihr Buch exit RACISM. Rassismuskritisch denken lernen. 2022 folgten ihre Werke Und jetzt du. Rassismuskritisch leben und Ein rassismuskritisches Alphabet.
In ihrer Keynote stellte Tupoka Ogette heraus: „Rassismus ist ein Teil unserer Sozialisierung. Er sitzt in uns allen. Rassismus ist tief in unserer Gesellschaft verankert. Er darf nicht mehr anhand von moralischen Urteilen gemessen werden. Unabhängig davon, ob wir Rassismus verurteilen, müssen wir als Gesellschaft erkennen, dass Rassismus in jedem Bereich unseres Lebens zu finden ist. Es ist ein System, von welchem weiße Menschen profitieren und welches BIPoC täglich benachteiligt. Um die Reproduktion von rassistischem Verhalten zu stoppen, ist es entscheidend, die eigene Rolle in der Gesellschaft zu reflektieren.“ Tupoka Ogette beschreibt, wie Formen der Abwehrhaltung bei Konfrontation mit rassistischem Verhalten, wie Wut, Relativierung oder Emotionalisierung, auch bekannt unter dem Begriff der„White Fragility“, zu einem Stillstand der notwendigen Diskussion und der Aufklärung führen. Um diesen Stillstand zu entgehen, ist rassismuskritisches Denken und Leben in allen gesellschaftlichen Kontexten entscheidend, so auch in Kunst-, Kultur- und Bildungsinstitutionen. Die bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema trägt dazu bei, die Geschichte sowie die Wirkungsweisen von Rassismus besser zu verstehen.
Der Umgang mit Diskriminierungen in allen ihren Dimensionen ist für die Folkwang Universität der Künste seit geraumer Zeit Thema. Die Hochschule hat sich entschieden, einen diskriminierungskritischen Organisationsentwicklungsprozess auf drei Ebenen zu gehen:
1) Analyse und Weiterentenwicklung struktureller Rahmenbedingungen im Hinblick auf Ein- und Ausschlüsse beim Zugang zur Hochschule, Stereotypenbildung bei der Bewertung von Leistungen und Personen sowie Diskriminierungen bzw. Zuschreibungen von angenommener Gruppenzugehörigkeit.
2) Weiterbildungen/Workshops für Lehrende und Beschäftigte in Technik und Verwaltung zur Sensibilisierung für eine diskriminierungskritische Perspektive im Kontext der Hochschule.
3) Ausbau der Beratungsstruktur für Studierende durch psychologische Beratung (Vertrauensperson) sowie rassismuskritische Beratung (Bi_Poc-Beratung).
Tupoka Ogettes Keynote bildet in diesem Kontext den Start einer Veranstaltungsreihe zu den Themen Antidiskriminerung, kritische Diversität und Inklusion. Durch die selbstkritische Auseinandersetzung mit uns als Institution geht es darum, diskriminierungs- mithin rassismuskritisch lehren und arbeiten zu lernen.
Alicia Grimes / 19. December 2022