Spring Awakening _Das Folkwang Musical 2013

  • Buch & Liedertexte von Steven Sater
  • Musik von Duncan Sheik
  • nach dem Schauspiel von Frank Wedekind
  • Deutsch von Nina Schneider

Das Erwachen des Frühlings

Deutschland, 1891, irgendwo in der Provinz. Eine Welt, in der die Erwachsenen das
Sagen haben und der Rohrstock nicht geschont wird. Eine Welt, in der die junge
Wendla Bergmann die Geheimnisse ihres heranreifenden Körpers entdeckt und ihre
Mutter fragt, woher die Babys kommen – doch die Mutter klärt sie nicht auf. Eine
Welt, in der der brillante und furchtlose Melchior Gabor seinen Freund Moritz Stiefel
gegen einen autoritären Lehrer verteidigt. Moritz ist durch die beginnende Pubertät so verunsichert, dass er sich auf nichts mehr konzentrieren kann. Aber den Lehrer
kümmert dies nicht. Er bestraft die beiden und fährt ungerührt mit seinem Unterricht fort.

Eines Nachmittags begegnen sich Melchior und Wendla an einer abgeschiedenen
Stelle im Wald und entdecken ein Verlangen, das anders ist als alles, was sie jemals
empfunden haben. Sie tasten sich vorsichtig aneinander heran und sammeln in einer Scheune ihre ersten sexuellen Erfahrungen. Moritz hingegen gerät immer weiter ins Taumeln und wird von der Schule verwiesen. Als auch Melchiors Mutter, die einzige erwachsene Person, der er Vertrauen schenkt, seinen Schrei nach Hilfe ignoriert, ist Moritz so verzweifelt, dass er sich das Leben nimmt.

Da Melchior für Moritz ein Schriftstück verfasst hatte, das die Unterschiede von Mann und Frau darstellt, zögern die Lehrer nicht, ihn für das ‘Verbrechen’, Moritz’
Selbstmord, verantwortlich zu machen. Melchior wird in eine Erziehungsanstalt
eingewiesen. Wendlas Mutter bemerkt, dass ihre Tochter ein Kind von Melchior
erwartet, und bringt sie zu einem Engelmacher. Der soll das Kind abtreiben, doch
Wendla stirbt an den Folgen.

Mit seinen Gefühlen ringend, flieht Melchior aus der Gefangenschaft des
Erziehungsheims, um sich mit Wendla zu treffen – da entdeckt er auf dem Friedhof
ihren Grabstein neben dem von Moritz. Schwer getroffen durch den Verlust seiner
beiden Freunde, sieht er sich allein mitten in einer dunklen und düsteren Welt. Doch da melden sich seine beiden Freunde unerwartet zu Wort und signalisieren ihm, dass sie ihn begleiten werden – in seinem Herzen.

Hintergründe zum Musical

Spring Awakening erlebte seine Uraufführung am 15. Juni 2006 bei der Atlantic
Theatre Company New York am Off-Broadway. Ein halbes Jahr später eroberte es den Broadway und errang einen wahren Preisregen: Es wurde für elf Tony Awards
nominiert, gewann in acht Kategorien, unter anderem in den Kategorien Bestes
Musical, Bestes Buch, Beste Musik, Beste Regie und Beste Choreographie.

Der Originalproduktion in New York und der USA-Tournee folgten sofort weitere
Aufführungen im Londoner West End, in Korea, Japan, Schweden, Spanien, in
Österreich und Deutschland – kurz, auf der ganzen Welt. Das Original Cast Album
erschien noch im selben Jahr bei Decca. Die internationale Presse bezeichnete das
Musical als eine Art Wunder, als das beste junge Musical, das es seit Generationen gab.

Bereits sieben Jahre vor der Uraufführung hatten Steven Sater, der Autor, und Duncan Sheik, der Komponist, mit der Arbeit an Spring Awakening begonnen: Gemeinsam mit Jugendlichen entwickelten sie das Musical in verschiedenen Workshops auf der Basis von Wedekinds 1891 erschienenem Schauspiel „Frühlings Erwachen. Eine Kindertragödie.“

Die Lieder sind nicht handlungstragend, sondern haben einen straighten
Songcharakter. Sie stellen innere Monologe und Kommentare der jungen Menschen
aus – zu der Welt, die sie erleben. Jeder Song erzählt von unbewussten Wünschen, von dem, was eben „unausgesprochen“ ist und verborgen – die „wahre“ Geschichte. Spring Awakening zeigt, wie spannend und authentisch Literaturklassiker sein können, und auch, wie sehr Wedekinds Aspekte noch heute zutreffen.

zitiert nach:
Programmheft zur deutschsprachigen Erstaufführung
„FRÜHLINGS ERWACHEN. Das Rock-Musical”
im Ronacher am 21. März 2009, Vereinigte Bühnen Wien

Die künstlerische Leitung

Patricia Martin, geboren in Midland, USA, ist seit 1992 Professorin an der Folkwang Universität der Künste für Musikalische Einstudierung und Leitung im Studiengang Musical. Sie war in den USA und Europa bei zahlreichen Meisterkursen tätig und als Korrepetitorin und Dirigentin am Internationalen Opernstudio Zürich, an den Bühnen der Landeshauptstadt Kiel sowie bei den Hamburger Musical-Produktionen Cats und Phantom der Oper engagiert.

Wolfgang Türks absolvierte 2004 sein Diplom als Musicaldarsteller an der Bayerischen Theaterakademie August Everding in München und studierte anschließend Theaterregie am Max Reinhardt-Seminar in Wien. 2005 erhielt er den 1. Preis beim Bundeswettbewerb Gesang in der Sparte Chanson / Song. Als Darsteller arbeitete er unter anderem bei den Bregenzer Festspielen, am Prinzregententheater in München sowie den Theatern Dortmund und Erfurt. In Wien spielte er Moritz im Musical Spring Awakening, bei den Thuner Seespielen war er zudem als Harold Bride in Titanic zu sehen. Seine bisherigen Inszenierungen liefen in Wien, Hamburg, Chemnitz und Dortmund. Im Herbst 2011 zeichnete er für szenische Mitarbeit bei der Inzenierung Peter Konwitschnys von Pique Dame an der Oper Graz. Vertretungsweise unterrichtet er an der Folkwang Universität der Künste im Fach Liedinterpretation.

Kati Farkas hat ihre Ausbildung als Darstellerin an der Hochschule für Schauspiel und Film in ihrer Heimatstadt Budapest und am Tanz- und Gesangsstudio des Theaters an der Wien abgeschlossen. Seit 1991 stand sie im deutschsprachigen Raum in diversen Produktionen auf der Bühne. Bevor sie im Sommer 2007 für die Produktion Marilyn an der Seite von Matthias Davids als Regieassistentin und Abendspielleiterin engagiert wurde, kreierte sie die Choreographie für das Musical Pinkelstadt unter der Regie von Gil Mehmert an der Folkwang Universität der Künste. Weitere choreographische Arbeiten folgten unter anderem am Grillo Theater Essen, den Domfestspielen Bad Gandersheim, den Nibelungen-Festspielen Worms, den Vereinigten Bühnen Bozen, dem Musiktheater im Revier, an der Oper Dortmund und dem Aalto Theater Essen sowie für die Eröffnung der Kulturhauptstadt RUHR.2010. Sie unterrichtet an der Hochschule Osnabrück und als Gastdozentin an der Folkwang Universität der Künste.

Beata Kornatowska studierte in Maastricht und Warschau Bühnen- und Kostümbildnerei und ist freiberuflich als Ausstatterin tätig. Bereits in den letzten
Jahren gestaltete sie die Bühnen der Abschlussproduktionen High Fidelity – Das
Musical, One Touch of Venus und Ein Mann geht durch die Wand.

Der Studiengang Musical an der Folkwang Universität der Künste

Seit 1989 steht der Studiengang Musical an der Folkwang Universität der Künste für
eine umfassende und hochwertige Ausbildung. Jährlich werden zum Sommersemester sechs StudentInnen im Bachelor-Studiengang Musical aufgenommen. In acht Semestern erfolgt eine grundlegende und breit gefächerte Ausbildung in den Bereichen Schauspiel, Tanz und Gesang. Des Weiteren gehören zum Studium die Fächer Musiktheorie, Bewegungslehre, Musical- und Theatergeschichte, die im späteren Verlauf des Studiums durch Liedinterpretation, Combo-Auftritte und weitere Theaterprojekte ergänzt werden. Zum Lehrkörper zählen international anerkannte FachexpertInnen und aktive KünstlerInnen.
Immer wieder gehören Musical-StudentInnen der Folkwang Universität der Künste zu den PreisträgerInnen bei renommierten Gesangswettbewerben. Zudem konnten
mehrere StudentInnen durch Rotary Fellowships oder als Empfänger eines DAAD-Stipendiums einen Teil ihres Studiums im Ausland absolvieren.
Der Großteil der AbsolventInnen des Studiengangs Musical bestreitet seinen
Lebensunterhalt in den Darstellenden Künsten: in festen Engagements an Schauspiel- und Opernhäusern, bei großen Ensuite-Produktionen sowie in Fernsehen und Rundfunk.

Projekte und Kooperationen

Am Ende jedes Abschlussjahrgangs steht – wie in diesem Jahr mit Spring Awakening – eine große Ensembleproduktion, in welcher der 3. und 4. Jahrgang sich der Öffentlichkeit präsentiert. Damit die StudentInnen so früh wie möglich Erfahrungen im professionellen Theaterbetrieb sammeln können, wird seit einigen Jahren zunehmend Wert auf Kooperationen gelegt, unter anderem mit den Festspielen Bregenz (2004), der Weststadthalle Essen (2005), dem Stadttheater Minden (2006), dem Theater Lichtenstein (2007), dem Häbse-Theater Basel (2008), dem Theater Hagen (2009), dem Theater im Rathaus Essen (2010 und 2012), Bayer Kultur in Leverkusen (2011) sowie in diesem Jahr mit dem Musiktheater im Revier Gelsenkirchen und der Konzertdirektion Landgraf. Dabei bleibt kaum eine Epoche oder Stilrichtung des Musicals unbehandelt: Die Bandbreite reicht von den 1930er Jahren bis in die neuere und neueste Musicalgeschichte und bietet, wie im letzten Jahr mit Ein Mann geht durch die Wand
und 2010 mit High Fidelity, wiederholt deutschsprachige Erstaufführungen.
Auch über die Abschlussproduktionen hinaus besteht eine Zusammenarbeit mit
zahlreichen nordrhein-westfälischen Bühnen, unter anderem in Essen, Düsseldorf,
Dortmund und Gelsenkirchen. Begehrt ist der Studiengang Musical mit seinem
Programm zudem als Gast bei Unternehmen sowie politisch und kulturell
hochrangigen Veranstaltungen, wie im Rahmen der Kulturhauptstadt RUHR.2010.