Folkwang

Polarlys - Strahlende Uraufführung

Jan Kohl wirkt glücklich, als er sich seinen Weg durch die Streicher zum Rand der Bühne bahnt. Überwältigt vom Applaus lächelt er bescheiden ins Publikum und formt mit den Lippen ein unhörbares „Danke". Glücklich darf er auch sein, denn sein Werk polarlys (norwegisch: Polarlicht) hätte nicht besser gelingen können. Beim bloßen Blick ins Programm, ließ sich vermuten, die Uraufführung würde von Debussys La Mer und Rachmaninofs Sinfonischen Tänzen mehr erdrückt, als eingerahmt - Noch vor der Pause wurde man eines Besseren belehrt:

Jan Kohl | Foto: privat

Jan Kohl | Foto: privat

 

Mit dem Stück aus der Feder des 1990 geborenen, an der Folkwang Universität der Künste studierenden Komponisten überzeugte Folkwang SYMPHONY, das Sinfonieorchester der Hochschule, vom ersten bis zum letzten Klang. Massive Blechwände und zitternde Streicherfäden bildeten mit kristallinen Perkussions-Elementen einen atemberaubend bildlichen Eindruck des nordischen Wetterphänomens. Kohl schoss damit gewissermaßen über das eigene Ziel - ganz im Positiven - hinaus: „Das Stück...ist nicht etwa als Programmmusik gedacht“, so der Komponist, „vielmehr ist der Titel eine freie Assoziation, inspiriert von dem Gegensatz von einem komplex wirkenden Phänomen mit einem einfach zu erfassenden Erscheinungsbild und einer ebenso einfachen physikalischen Erklärung." Eine sehr treffende Assoziation also, welche die überaus zahlreichen KonzertbesucherInnen mühelos in ihren gleißenden Bann zog. Nicht ganz so mühelos präsentierte das Orchester die Werke des Klangmalers Claude Debussy und des Melancholie-Meisters Sergei Rachmaninof. Frank Cramer, selbst Folkwang-Absolvent und mittlerweile international geschätzter Dirigent, musste mit dem Orchester binnen weniger Proben La Mer und die Sinfonischen Tänze erarbeiten - zwei Werke, die ein Höchstmaß klanglicher und metrischer Präzision verlangen. Das Publikum ließ sich begeistert von den impressionistischen Wogen mitreißen und bestaunte das Feuerwerk romantischer Impulse.

 

Konrad Bott / 27. April 2015