Folkwang

Nach Ebb kommt Fluth… Oder andersherum?

Am Donnerstag, 22. Juni 2017, veranstaltete Folkwang BAROCK, das Barockorchester der Folkwang Universität der Künste, am Campus Essen-Werden ein Konzert zum 250. Todestag von Georg Philipp Telemann mit bedeutenden Werken des Komponisten. Folkwang StudiScout Verena Kossin war dabei, als das Thema des Konzertes „Ebb und Fluth“ in die Wirklichkeit überging.

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Der Konzerttag war ein sommerlich heißer Tag mit kaum einem Wölkchen am Himmel, als plötzlich aus dem Nichts die Welt unterzugehen schien. Wolken machten sich breit, ein Sturm zog heran und binnen von Sekunden begann es aus Kübeln zu schütten – Regen und Hagel im Wechsel. Ohne zu wissen, was mich erwartete, musste ich grinsen, als ich genau zu diesem Zeitpunkt die Neue Aula betrat, um dem Konzert „Hamburger Ebb und Fluth“ in der Neuen Aula zu lauschen.

Folkwang BAROCK, bestehend aus Studierenden unterschiedlicher Instrumentalklassen, lud ein, um dem 250. Todestag Georg Philipp Telemanns zu gedenken. Das Konzert war Bestandteil der Kampagne „Folkwang ist…“ anlässlich des 90. Geburtstags der Folkwang Universität der Künste und sollte etwas Besonderes darstellen.

Während ich den Klängen der Barockmusiker lauschte, fielen mir direkt ein paar Dinge ins Auge:

  1. Alle Musiker standen.
  2. Einen Dirigenten gab es nicht.
  3. Die Trompeten standen im Mittelpunkt.

Prof. Michael Niesemann, der gemeinsam mit Markus Möllenbeck und Prof. Laura Vukobratovi? die künstlerische Leitung des Abends übernommen hatte, erläuterte, wieso man sich für diese Aufführungspraxis entschieden hatte: „Im Barock früher gab es nur in seltenen Fällen einen Dirigenten und gespielt wurde meistens im Stehen. Es war üblich, dass der Konzertmeister diese Funktion  übernahm und das Orchester leitet.“ So auch an diesem Abend. Konzertmeister Yves Ytier übernahm verantwortungsbewusst die Leitung und hielt das Orchester gekonnt und beeindruckend harmonisch zusammen. „Die vielen Trompeten waren seiner Zeit ein Zeichen für Reichtum“, erklärte Niesemann weiter. „Je mehr Trompeten eingesetzt wurden, desto wohlhabender war ein Fürst“.

Auf dem Programm standen Orchestersuiten und Solokonzerte von Telemann wie das Konzert in D-Dur für drei Trompeten, Pauken und Streicher, das Konzert in B-Dur für drei Oboen und drei Violinen oder die Ouvertüre in D-Dur für zwei Trompeten. Das Hauptwerk des Abends zierte bereits den Titel des Konzertes: „Hamburger Ebb und Fluth“. Es thematisiert in verschiedenen musikalischen Formen griechische Meeresgottheiten: eine Ouvertüre, die malerisch die ruhige See abbildet, gefolgt von mitreißenden Liebeskämpfe, liebevolle Schwärmereien, aufbrausenden Stürme und einem versöhnenden angenehmen Westwind mit abschließenden Tänzen.

Und ich musste mich daran erinnern, wie noch vor Minuten auch in Essen-Werden die Naturgewalten wüteten. Es wunderte mich also nicht, dass bereits zur Pause sich auch gegenwärtig das Wetter wieder beruhigt hatte und die Sonne mit angenehm wehenden Winden ihren Platz wieder eingenommen hatte. Besser hätte ein Gedenkkonzert für einen der bedeutendsten Musiker des Barock wohl kaum in die heutige Zeit eingebettet werden können.

 

Kossin / 14. Juli 2017