Folkwang

Gleb Koroleff - Dr. Alfred Hoff Sonderpreis zur Förderung junger PianistInnen 2017

Am Sonntag, 02. Juli 2017, wurden die diesjährigen Folkwang Preise verliehen. StudiScout Lisa Koenig hat sich mit Gleb Koroleff unterhalten, der mit dem Dr. Alfred Hoff Sonderpreis zur Förderung junger PianistInnen ausgezeichnet wurde.

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Du hast den Dr. Alfred Hoff Sonderpreis zur Förderung junger PianistInnen 2017 erhalten! Wie fühlt sich das an?

Für mich ist das eine sehr große Ehre, vor allem, wenn man bedenkt, dass ich für den Preis nicht Solo-Klavier vorgespielt habe, sondern als Duo mit Saxophon. Trotzdem habe ich den Klavierpreis bekommen.

Welche Bedeutung hat der Preis für dich?

Der Preis bedeutet mir sehr viel. Wie ich gerade ja schon angedeutet habe, habe ich als Duo zusammen mit einem befreundeten Saxophonisten am Folkwang-Wettbewerb teilgenommen. Wir spielen schon seit sieben Jahren zusammen, haben 2011 auch einen Kammermusikwettbewerb in Italien gewonnen. Kammermusik ist ein sehr wichtiges Thema für mich. Andere Pianisten spielen oft gut Solo-Klavier und nehmen in der Kammermusik dann ganz selbstverständlich die Rolle des Begleiters ein. Meiner Meinung nach sind aber gerade bei dieser Art Musik alle Instrumente gleichberechtigt. Das Klavier spielt hier keine untergeordnete Rolle. Das möchte ich mit meinem Projekt gerne zeigen und das ist mir, denke ich, auch gelungen.

Den Preis bekommst du für euer Duo-Projekt?

Nein, ich habe mich für den Folkwangpreis zwar als Duo mit einem Saxophonisten beworben, denn das ist auch das, was ich an der Folkwang im Master studiere: Duo für Pianisten. Dennoch habe ich den Preis für Solo-Klavier bekommen.

Wie funktioniert euer Projekt, zum Beispiel was das Repertoire angeht?

Das klassische Saxophon hat sich ja erst relativ spät etabliert. Bei unserem Repertoire handelt es sich also zwar um Neue Musik, allerdings klingt diese nicht ganz so modern. Auch spielen wir sehr viel französische Musik, schließlich wurde das Saxophon von einem Franzosen - Adolphe Sax - entwickelt. Das liebe ich! Was ich auch toll finde, ist, dass der Saxophonist, mit dem ich spiele, nicht nur zeitgenössische Musik macht, sondern auch Musik aus anderen Epochen, zum Beispiel Schubert oder Schumann, für unsere Besetzung neu arrangiert. Zudem ist der Klang des Saxophons ja sehr farbenreich, man kann also problemlos auch typische Klarinettenstücke auf dem Saxophon spielen. Beim Wettbewerb haben wir unter anderem Schumanns Fünf Stücke im Volkston, eine Sonate von dem japanischen Komponisten Takashi Yoshimatsu namens Fuzzy Bird und auch eine berühmte Carmen-Fantasie in einer jazzigen Bearbeitung von Alexander Rosenblatt gespielt.

Was inspiriert dich an der Musik?

Musik ist mein Leben! Es ist kein Beruf, es ist kein Hobby, es ist mein Alles. Und die Inspiration zur Musik nehme ich eigentlich von überall her, aus der Natur zum Beispiel, aber vor allem vom Reisen. Ich treffe gerne andere Menschen und lerne neue Kulturen kennen. Besonders Reisen in den Osten, nach China oder Japan finde ich sehr interessant.

Was sind deine zukünftigen Arbeitsziele?

Eigentlich bin ich da offen für alles. Natürlich möchte man als Musiker gerne viele Konzerte spielen, aber ich mache da keinen Unterschied zwischen Solo-Konzerten oder Auftritten im Bereich Kammermusik. Hauptsache Musik! Die Frage ist dann nur, ob man das auch alles schafft. Wenn man jung ist, macht einem das viele Reisen und Konzertieren Spaß, aber ich weiß natürlich nicht, ob ich nicht doch irgendwann auch einmal müde davon werde. Auf der anderen Seite steht dann natürlich das Unterrichten. Das finde ich auch sehr interessant. Es ist aber ein völlig anderer Beruf, der viel mehr mit Psychologie zu tun hat. Ideal wäre es, beides zu vermischen: Unterrichten und Konzertieren. Zusammen kann das selbstverständlich sehr anstrengend sein, besonders, wenn man dann keine Zeit mehr zum Üben findet. Solange es unsere Gesundheit zulässt, finde ich, sollten wir versuchen alles zu machen!

Während deines Studiums gab es bestimmt auch Höhen und Tiefen. Gab es Momente, in denen du an dir gezweifelt hast? Wie bist du mit diesen Momenten umgegangen?

Ich muss ehrlich sagen, solche Probleme habe ich nicht. Die Menschen erwarten immer etwas und wenn sie das dann nicht schaffen, dann sind sie enttäuscht. Dabei hinterfragen sie aber nie, ob das, was sie nicht geschafft haben, überhaupt richtig für sie gewesen wäre. Manchmal ist es vielleicht gar nicht so schlecht, wenn man sein Ziel nicht erreicht. Als mein Professor zum Beispiel aus Köln nach Salzburg gegangen ist, hatte ich ursprünglich mit dem Gedanken gespielt, in München zu wohnen und zu studieren, um ab und zu nach Salzburg fahren zu können. Ich habe in München dann auch eine sehr gute Aufnahmeprüfung gespielt und hatte auch dort einen Studienplatz, leider aber nicht bei dem Professor, bei dem ich gerne studieren wollte. Natürlich war ich dann erst einmal enttäuscht, dass das so nicht funktioniert hat, wie ich es gerne gehabt hätte, aber letztendlich habe ich einen Monat später meinen jetzigen Professor in Köln kennen gelernt und bin inzwischen total glücklich. Deshalb kann ich nur den Rat geben: Wenn etwas einmal nicht so läuft wie erwartet, dann sollte man nicht gleich aufgeben, sondern weiter arbeiten und lernen.

Du lebst also nach dem Motto: Wenn sich eine Tür schließt, dann öffnet sich dafür irgendwo ein Fenster?

Auf jeden Fall!

Anlässlich des 90-jährigen Bestehens läuft ja momentan die Kampagne „Folkwang ist...“. Was ist Folkwang für dich?

Ich war ja nun schon an einigen Universitäten und Hochschulen unterwegs, unter anderem sogar auch an der Juilliard in New York, aber die Atmosphäre an der Folkwang Universität der Künste in Essen-Werden ist wirklich etwas ganz Besonderes. Immer, wenn ich hierher komme, möchte ich gar nicht mehr weg. Auch das Gebäude finde ich toll: es ist so voller Kunst!

 

Lisa König / 18. Juli 2017